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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

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Belger, Christian: Die Verwundung des sterbenden Galliers
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0162

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DIE VERWUNDUNG DES STERBENDEN
GALLIERS.
In der archäologischen Zeitung von 1882 (XL) S. 328 h habe ich zu erweisen
gesucht, dafs der unter dem Namen des sterbenden Galliers allgemein bekannte
Krieger (Friederichs-Wolters no. 1412, S. 523 ff.) nicht sich selbst den Tod gegeben
habe, sondern durch Feindeshand gefallen sei. Ich war besonders durch den Um-
stand zu dieser Ansicht gekommen, dafs die Wunde in der rechten Seite sitzt.
Herr Prof. Overbeck wendet sich im Renuntiationsprogramm der phil. Fakultät der
Universität Leipzig (188/ Archäologische Miszellen, unter no. IV. S. 23 — 2p: »Die
Todesart des sterbenden Galliers«) gegen meine Annahme. Er giebt zwar seine
frühere Ansicht auf, dafs der Gallier sich in sein Schwert gestürzt habe, nimmt aber
nunmehr an, derselbe habe gesehen, dals er nicht entrinnen könne, den Entschlufs
gefafst, sich selbst zu töten, seinen Schild abgestreift und mit der Innenseite auf
die Erde gelegt, sein Horn zerbrochen, darauf sein Schwert sich in die rechte Seite
gestofsen; sei dann in die Kniee gestürzt und endlich auf seinen Schild in die jetzige
Stellung gesunken.
Als ausschlaggebend führt Overbeck den Umstand an, dals der Gallier auf
der Aufsenseitc des Schildes liegt. »Denn wie ein von Feindeshand tötlich Getroffener
so auf seinen Schild zu liegen kommen sollte, Wülste ich nicht zu sagen« (S. 26),
»ein von Feindeshand Gefällter kann eben so nicht auf seinen Schild zu liegen
kommen« (S. 27) und: 'in Betreff des Schildes, auf den doch alles ankommt,
hat B. (bei der neapolitaner Figur) vollkommen geirrt'.
Da hier die Entscheidung liegt, so Lagen wir dagegen, ob diese bestrittene
Möglichkeit nicht dennoch vorhanden ist? Bei der Durchmusterung der Gallierstatucn
ergeben sich der Natur der Sache nach zwei Gruppen. Einige sind blitzartig vom
Tode ereilt, so dals sie in derselben Stellung zusammenbrechen, in welcher sie die
Waffe des Gegners traf; friedlich liegen sie im Tode da, die Waffen oft noch in der
Hand. Dazu gehört der Jüngling (Venedig) mit den zwei Wunden, der furchtbaren
Lanzenwunde und dem Stich in der linken Brust (in Baumeisters Denkmälern
no. 1411); der hat den Schild nicht abgestreift, sondern ist willenlos und kraftlos auf
den Rücken gestürzt: vom »langhinsfreckenden, gliederlösenden« Tod getroffen liegt
er da wie ein Schlummernder. .
Andere, genau wie in einer , heutigen Schlacht, haben zwar die Todeswunde
empfangen, aber besitzen noch so viel Kraft, um sich eine Zeit aufrecht zu erhalten
und brechen erst nach längerem oder kürzerem Todeskampfe zusammen. Ein Bei-
spiel bietet der Gallier in Neapel (bei Baumeister no. 1412). Auch er hat in der
 
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