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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

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Kern, Otto: Die Pharmakeytriai am Kypseloskasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0246

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DIE PHARMAKEYTRIAI AM KYPSELOSKASTEN.

Am Kypseloskasten folgte auf der linken Schmalseite des zweiten Bilder-
streifens ' auf die Gruppe der Dike und Adikia eine merkwürdige Darstellung, welche
Pausanias V 18, 2 folgendermafscn beschreibt: AU es aXXa? yuvHÜxa.? U Duioo? xctl)'.-
xvouysvots u*spot?, (potp;j.%x% sFs^at epa; voyGoochv, a*st a/Atn? ys 000F s? ctoiac S3TW
s-typofp.p.9:. In den vielen Besprechungen, welche der Kypseloskasten erfahren hat,
ist man über diese Gruppe zumeist stillschweigend hinweggegangen und hat sich
im allgemeinen wohl bei der Deutung des Pausanias beruhigt. Und doch ist es
sehr unwahrscheinlich, dafs sie die richtige ist, und hier, wo der Perieget ausdrück-
lich berichtet, dafs ein Epigramm nicht vorhanden war, haben wir die Pflicht uns
nur an die Beschreibung der Darstellung zu halten. Zwei Frauen, die mit Keulen
in Mörsern stampfen — das ist alles, was wir wissen. Dafs es Zauberinnen sind,
welche Giftmittel bereiten, scheint unmöglich; denn schwerlich sind im Altertum
und überhaupt irgendwo Zaubermittel mit Keulen in Mörsern bereitet worden.
Und wenn in der That zwei berühmte Zauberinnen der Sage hier dargestellt
wären, würde man mit Fug und Recht eine Beischrift erwarten. Es sind nur
zwei Möglichkeiten vorhanden; einmal könnten die in Mörsern stampfenden Frauen
ein Genrebild sein, etwa Brotbereiterinnen (vgl. Klein Kypsele der Kypseliden in
den Berichten der Wiener Akademie 1884 S. 79), oder die Darstellung einer Sage,
welche so verständlich war, dafs sie eines erklärenden Epigramms oder einer Bei-
schrift nicht bedurfte. Das Erste ist unwahrscheinlich, denn wir hätten so
die einzige Genredarstellung auf dem Kypseloskasten zu constatieren. Es bleibt
nur das Zweite. Giebt es aber wirklich in der Sagendichtung zwei Frauen die den
beiden Gestalten am Kypseloskasten entsprechen, und die so berühmt waren, dafs
eine Beischrift überflüssig war? Wird die Frage so gestellt, ist sie zu verneinen.
Aber wohl kann unsere rätselhafte Gruppe durch eine Betrachtung der neben ihr
befindlichen Darstellungen leicht und klar gedeutet werden, sodafs eine Beischrift
dem Künstler allerdings unnötig scheinen konnte.
Der Streifen begann links mit einer Darstellung der Nyx, die auf ihren
Händen Efypnos und Thanatos trägt, neben dieser .Adikia von Dike gezüchtigt" —
und dann die beiden Frauen mit den Mörserkeulen. Über die Gruppe der Dike
und Adikia ist kein Zweifel mehr, seit Brunn die bekannte attische Vase heraus-
gegeben hat (AV<w<? vUDvrwU tzW/' 7hV. 4, 4). Die Vorstellung ist offenbar durch

b Vgl. Mercklin Archäologische Zeitung 1860 S. S. 443, was Schubart in seiner Textausgabe
101 ff., Robert Hermes XXIII S. 441, 443. schon zweifelnd vorgeschlagen hatte
'-) xopFo'JSK die Ildschr., xoG^TJTx Robert a a. O. p. XXI.
 
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