Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

DOI Artikel:
Furtwängler, Adolf: Eine Eros und Psyche-Gemme
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0083

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EINE EROS UND PSYCHE-GEMME.
(Zu Arch. Ztg. 1884 S. 17k)
Die a. a. O. nach einer Zeichnung, welche Reinhard Kekule in Bari hatte
machen lassen, von Paul Wolters veröffentlichte Gemme wird dort als ein Denkmal
besprochen, dessen Achtheit über allen Zweifel erhaben sei, weil dasselbe sich »an
dem Theile einer mittelalterlichen Armatur« befunden habe. Da diese Angabe
unklar ist und manchen Bedenken Raum giebt, also auch nicht die Achtheit einer
Darstellung beweisen kann, die in Einzelheiten — den Miniaturflügeln des Eros,
dem Lendenschurz der Psyche — und in der ganzen Erfindung einen so auffallend
unantiken Charakter trägt wie diese Gemme, so habe ich dieselbe auch von meiner
kurzen Übersicht über die bedeutenderen Denkmäler, die sich auf Eros und Psyche
beziehen, in Roschers Lexicon der Mythologie I S. 1370P ausgeschlossen. Die
Lösung meiner Bedenken aber ergab sich mir erst kürzlich bei einer Durchsicht der
modernen Gemmen im Antiquarium der kgl. Museen. Da findet sich nämlich
genau dieselbe Composition auf einem schönen Carneole ', der rechts an der Stelle,
die auf dem von Wolters publicierten Exemplare weggebrochen ist, auf dem Ori-
ginale linksläufig die Inschrift ü3AX!rt-A trägt. Es ist also ein Werk des Luigi
Pichler, des jüngsten der drei berühmten Glieder dieser Künstlerfamilie (geb. 1773
j* 1854). Die kleinen Verschiedenheiten zwischen der Zeichnung und der Berliner
Gemme scheinen nur durch den Zeichner veranlafst. Die Gemme läfst den Zipfel
in der rechten Hand der Psyche mit dem um die Hüften geschlungenen Gewände
verbunden sein und fügt noch da wo Eros und Psyche sich berühren ein von der
r. Schulter des ersteren herab fallendes schmales Gewandstück hinzu, das ihm die
Scham verhüllt, welche ja auch in der Zeichnung nicht erscheint. Von dem einen
Arme des Eros ist auch auf der Gemme nichts zu sehen.
Ich finde in dem Cataloge der Werke des älteren Bruders von Luigi, des Gio-
vanni Pichler, welchen Rollet nach dem Verzeichniss der Gipsabdrücke seiner Werke
giebt, einen Cameo ohne Signatur aufgeführt, dessen Beschreibung genau mit der
Composition übereinstimmt, mit der wir uns hier beschäftigend Einen Abgufs dieses
Cameo bietet die grofse Cades'sche Sammlung unter den Werken Giovanni Pichlers
(Bd. 64, No. 149); er stimmt ganz mit dem Intaglio Luigi's überein. Der hdscli.

1) Länge 33, gröfste Breite 20 Miliirn., also ein
wenig gröfser als der Stein in Bari. — Die Po-
litur ist jene vorzügliche in der Luigi Pichler
excellierte.
2) H. Rollet, die drei Meister der Gemmoglyptik,
Ant. Giov. und Luigi Pichler, Wien 1874, S. 24,

No. 16. »Stehende ganze Figuren. Amor hält
die sich umwendende und den rechten Arm um
seinen Nacken schlingende Psyche.« — Die
Zeichnung in der Arch. Ztg. ist nach dem ver-
tieft geschnittenen Originale gemacht, zeigt also
die Seiten umgekehrt.
 
Annotationen