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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

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Michaelis, Adolf: Nochmals die Peliadenreliefs
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0237

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NOCHMALS DIE PELIADENRELIEFS.

O. Kern hat oben S. 68ff. mit Hilfe zweier älteren Zeichnungen zu beweisen
versucht, dafs das lateranischc Peliadenrelicf schon vor dem Jahre 1814, wo cs unter
dem Pflaster des Hofes in der ehemaligen zum Vorschein kam,
bekannt gewesen sein müsse, und dafs das Berliner Exemplar eine moderne Nach-
ahmung jenes Originales sei. Beides läfst sich meines Erachtens als unrichtig
erweisen.
Die in das 1/. Jahrhundert zurückgehende Zeichnung der Sammlung dal
Pozzo (Windsor II, 28, leider recht ungenügend wiedergegeben oben S. 68) und die
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstammende Zeichnung des Herrn
A. W. Franks (in Bister, mit Weifs aufgehöht, nach einer sich auf die Hauptsachen
beschränkenden Durchzeichnung abgebildet oben S. 70) geben ohne Zweifel das
gleiche Relief wieder. Dies ist aber nicht das lateranische Exemplar, obschon dies
fast in allen Einzelheiten — so auch in der linken Hand der Barbarin und im rech-
ten Daumen der Mittelfigur —- mit den Zeichnungen übereinstimmt: eine entschei-
dende, von Kern übersehene Abweichung besteht darin, dafs in beiden Zeichnungen
die Barbarin einen echten Ärmelchiton mit bis an das Handgelenk reichendem engen
Ärmel trägt, auf dem lateranischen Relief dagegen, wie der Abgufs und Riepen-
hausens Zeichnung (Amalthea I Taf. 4) deutlich zeigen, das breite zusammengeknöpfte
Schulterstück des Chiton nur den Oberarm ärmelartig bedeckt, den Unterarm aber
frei läfst. Natürlich ist die sorgfältige, durch keine willkürliche Zuthaten entstellte
Erankssche Zeichnung besonders wichtig. Gar keine Bedeutung kommt aber dem von
Kern betonten Umstand zu, dafs auf dieser Zeichnung der linke Fufs der Schwert-
trägerin den Rand ein wenig überschreitet, in Übereinstimmung mit dem »ab-
geschnittencn Fufs« des lateranischen Reliefs. Abgeschnitten ist dieser nur auf dem
Eichtdruck in den »Aufsätzen E. Curtius gewidmet« Taf. II, wie denn auch Conze
(ebda S. 99 Anm. 1) ausdrücklich darauf hinweist, dafs die Photographie die Ränder
des Reliefs nicht vollständig wiedergebe; im Original, im Abgufs, in Riepenhausens
Zeichnung ist der Fufs vollständig vorhanden. Auf der Franksschen Zeichnung hat
wohl nur der Zeichner beim Ziehen der Randlinie diese der Gruppe etwas zu sehr
genähert und dann den äufseren Theil des Fufses ausgespart.
Es gab also ein — seit dem vorigen Jahrhundert verschollenes — Exemplar
dieser Composition von anscheinend vortrefflicher Erhaltung, das sich von dem
lateranischen Exemplar nur durch den langen Ärmel der Barbarin und vielleicht
durch die etwas abweichende Endigung der Schwertscheide unterschied; für uns
ist es am treusten durch die Erankssche Zeichnung vertreten. Die sehr genaue
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