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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

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Loeschcke, Georg: Relief aus Messene
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0204

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I$2

Loeschcke, Relief aus Messene.

der Block zur Verkleidung einer grofsen runden Basis gehört habe, ist aber
nicht unwahrscheinlich, da in dieser Periode Reliefschmuck der Basen für die Leto
des Praxiteles' und den Pulydamas des Lysipp ^ bezeugt ist. Die in Olympia
gefundene Basis des letzteren zeigt die eigenen Taten des berühmten Athleten.
Sollte in entsprechender Weise das Relief der Löwenjagd das Bathron einer Alexan-
derstatue geziert haben? Die Ausführung der Reliefs hatten Praxiteles und Lysipp
Schülern anvertraut und diese haben Compositionen geschaffen, die sich zum
Theil an statuarische Typen der Meister augenscheinlich anlehnen. Es würde
demnach nicht befremden können, wenn auch der Verfertiger des decorativen mes-
senischen Reliefs sich an ein statuarisches Meisterwerk angeschlossen hätte. An
eine sclavische Copie der delphischen Gruppe wird Niemand denken, deren stilistische
Schönheiten sind für uns verloren, kaum, dafs die schlanken Proportionen Alexan-
ders ganz im Allgemeinen an »lysippische« Weise mahnen. Aber die Compo-
sition scheint mir im wesentlichen bewahrt zu sein, da die glückliche Wahl des
fruchtbarsten Moments und die feine Abwägung, mit der die Rollen zwischen dem
König und dem Stifter des Denkmals vertheilt sind, auf einen hervorragenden Künst-
ler zurückweisen. Trifft diese Annahme das Richtige, so würde die delphische
Gruppe ebenso reliefartig componirt gewesen sein wie der Ganymed des Leochares
oder die Niobiden, eine Annahme, die sich in die Geschichte der Gruppenbildung
gut einfügt, hat doch M. Mayer letzthin selbst für das attalische Weihgeschenk mit
Recht betont, dafs es Ttpo? T<n istyat stand h
Als Künstler der Jagdgruppe nennt Plutarch Lysipp und Leochares. Man
pflegt die Gruppe unter den Arbeiten des ersteren zu besprechen und Leochares
als dessen »Mitarbeiter« anzusehen. Aber um als Gehilfe die Entwürfe eines an-
deren auszuführen, war Leochares zur Zeit von Alexanders asiatischen Feldzügen
viel zu berühmt und viel zu beschäftigt. Und was hätte Lysipp in diesem Falle für
einen Grund haben können sich einen so namhaften Mitarbeiter zu wählen, während
er doch sonst für sein ganzes Atelier allein zu signiren pflegte! Vielmehr glaube
ich, dafs Leochares den Auftrag erhielt und die Composition entwarf, Lysipp aber
nur, vielleicht auf Krateros' persönlichen Wunsch, das Porträt des Königs modellirte.
Natürlich wurden dann beide Meister in der Künstlerinschrift genannt und fast ebenso
selbstverständlich ist es, dafs in der Tradition des Plinius (XXXIV, 64) nur der be-
rühmte Name übrig blieb, njan braucht dabei noch gar nicht an tendenziöse
Darstellung des Xenokrates zu denken.
Unsere Vorstellung von der Kunstweise des Leochares beruhte bisher fast
ausschliefslich auf der vaticanischen Gruppe des vom Adler entführten Gany-

') Paus. VIII 9. ,%<?//. XII pl. I—III.
Vergl. p. 105 ff. (G. Fougeres).
Ausgrabungen z. Olympia III Taf. XVIIA. Vergl.
Aufsätze E. Curtius gewidmet S. 238 (Purgold).
Arch. Jahrb. II 83. Auch an apulische Terra-
cotta-Gruppen, die reiiefartig zum Schmuck

Hirschjagd darstellt und lysippische Motive zu
benutzen scheint, befindet sich im South-Ken-
sington Museum.
 
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