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Kern, Die Pharmakeytriai am Kypseloskasten.
unter -royTtctva das musikalische Instrument zu verstehen ist, welches Adrasteia anschlägt
um alle Götter auf das gerettete und in der Höhle der Nacht, der DsGv, aub
bewahrte Zeuskind hinzuweisen (C? itaxTV? stttarpstpetv SK aoiyx rou; haou;), kann man
po-rpa nicht, wie es im späteren Griechisch häufig vorkommt, als gleichbedeutend
mit T'ju.7T9!va fassen. Für ein so altes Gedicht, wie es diese Theogonie ist, liegt es
am nächsten die alte Bedeutung des Worts vorauszusetzen, d. h. in dem Attribut
der Adrasteia die Keulen zu erkennen. Dafs die Auffassung des Proklos und Her-
rn ias mit dieser Erklärung nicht stimmt, verschlägt nichts. Denn für eine Recon-
struction der orphischen Dichtungen sind stets nur die wirklichen Citate aus den-
selben zu verwenden, niemals die neuplatonische Erläuterung. Darauf mufs immer
von neuem hingewiesen werden, nachdem Schuster sich seine gelehrte und scharf-
sinnige Arbeit über die orphischen Thcogonien dadurch nicht zum mindesten ver-
dorben hat, dafs er den neuplatonischen Deutungen kritiklos Glauben schenkte.
Adrasteia schwingt also, indem ich an Welckcrs Worte wieder anknüpfe,
ihre Keule zum Unheil der Menschen, Eide zum Heil; Eide ist wie Dike auf dem
Kypseloskasten sostT/p, und Adrasteia wird wie Adikia oacypa zu denken sein.
Solchen theogonischcn Gottheiten ziemen die Keulen, mit denen sie das Menschen-
glück bereiten oder zerstören. So Dike im Euripideischen Hippolytos v. 1171 K.
und so Chronos im Herakles v. 7/8 Whtam., dem freilich erst eine schöne Emen-
dation von Wilamowitz sein Eigentum zurückgegeben hat. Es ist eine gewaltige
Erfindung des orphischen Dichters, dafs er das Tympanon, welches die Götter zu
ihrem künftigen König ruft, durch die Keulen der Schicksalsgöttin erschallen läfst,
und ein schöner Gedanke des Korinthischen Künstlers, dafs er Eide und Adrasteia
in Mörsern, die ihre nächste Analogie in den Homerischen Pithoi haben, mit
Keulen Menschenglück und Menschenleid bereiten läfst.
Die drei Darstellungen auf dem Kypseloskasten, der Nacht mit Schlaf und
Tod, der Dike und Adikia, der Adrasteia und Eide schließen sich zu einer Gruppe
zusammen. In den drei Theilen derselben ist derselbe Gegensatz scharf ausgedrückt.
In Schlaf und Tod kommt er durch den Wechsel der Farbe (frauU WuxW xallsu-
oovia cbsyouG?. rirj ystpt, T*(j os sispa pTkava syst trodoa "G x%ha6oovn sotxoia), in
den beiden Frauengruppen durch die Charakteristik der Figuren zum Ausdruck.
So meine ich fügt sich hier Alles zu einem Bilde zusammen und so erst bekommt
dieser Figurenkomplex Zusammenhang und Bedeutung.
Berlin. Otto Kern.
Kern, Die Pharmakeytriai am Kypseloskasten.
unter -royTtctva das musikalische Instrument zu verstehen ist, welches Adrasteia anschlägt
um alle Götter auf das gerettete und in der Höhle der Nacht, der DsGv, aub
bewahrte Zeuskind hinzuweisen (C? itaxTV? stttarpstpetv SK aoiyx rou; haou;), kann man
po-rpa nicht, wie es im späteren Griechisch häufig vorkommt, als gleichbedeutend
mit T'ju.7T9!va fassen. Für ein so altes Gedicht, wie es diese Theogonie ist, liegt es
am nächsten die alte Bedeutung des Worts vorauszusetzen, d. h. in dem Attribut
der Adrasteia die Keulen zu erkennen. Dafs die Auffassung des Proklos und Her-
rn ias mit dieser Erklärung nicht stimmt, verschlägt nichts. Denn für eine Recon-
struction der orphischen Dichtungen sind stets nur die wirklichen Citate aus den-
selben zu verwenden, niemals die neuplatonische Erläuterung. Darauf mufs immer
von neuem hingewiesen werden, nachdem Schuster sich seine gelehrte und scharf-
sinnige Arbeit über die orphischen Thcogonien dadurch nicht zum mindesten ver-
dorben hat, dafs er den neuplatonischen Deutungen kritiklos Glauben schenkte.
Adrasteia schwingt also, indem ich an Welckcrs Worte wieder anknüpfe,
ihre Keule zum Unheil der Menschen, Eide zum Heil; Eide ist wie Dike auf dem
Kypseloskasten sostT/p, und Adrasteia wird wie Adikia oacypa zu denken sein.
Solchen theogonischcn Gottheiten ziemen die Keulen, mit denen sie das Menschen-
glück bereiten oder zerstören. So Dike im Euripideischen Hippolytos v. 1171 K.
und so Chronos im Herakles v. 7/8 Whtam., dem freilich erst eine schöne Emen-
dation von Wilamowitz sein Eigentum zurückgegeben hat. Es ist eine gewaltige
Erfindung des orphischen Dichters, dafs er das Tympanon, welches die Götter zu
ihrem künftigen König ruft, durch die Keulen der Schicksalsgöttin erschallen läfst,
und ein schöner Gedanke des Korinthischen Künstlers, dafs er Eide und Adrasteia
in Mörsern, die ihre nächste Analogie in den Homerischen Pithoi haben, mit
Keulen Menschenglück und Menschenleid bereiten läfst.
Die drei Darstellungen auf dem Kypseloskasten, der Nacht mit Schlaf und
Tod, der Dike und Adikia, der Adrasteia und Eide schließen sich zu einer Gruppe
zusammen. In den drei Theilen derselben ist derselbe Gegensatz scharf ausgedrückt.
In Schlaf und Tod kommt er durch den Wechsel der Farbe (frauU WuxW xallsu-
oovia cbsyouG?. rirj ystpt, T*(j os sispa pTkava syst trodoa "G x%ha6oovn sotxoia), in
den beiden Frauengruppen durch die Charakteristik der Figuren zum Ausdruck.
So meine ich fügt sich hier Alles zu einem Bilde zusammen und so erst bekommt
dieser Figurenkomplex Zusammenhang und Bedeutung.
Berlin. Otto Kern.