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tasiekopf von Tarragona gar nichts gemein, nähert sich dagegen sehr beträchtlich
dem wirklichen Bildnis des Demosthenes, wie es doch erst im Jahre 1753, also
sechzehn Jahre nach dem ersten Auftauchen des Reliefs, durch die Entdeckung der
mit Inschrift versehenen Erzbüste in der zvVA (//z in meiner Aufzählung)
sicher erkannt ward. Allerdings ist es nicht diese Büste oder die mit ihr überein-
stimmenden Marmorexemplare, wie z. B. die schöne und bis auf die Nasenspitze
wohlerhaltcne albanische Büste im Louvre (r), denen der Kopf unseres Reliefs be-
sonders gliche, sondern vielmehr die im Kunstwerth weit
überlegene gröfsere Erzbüste (zz), die 1752 in derselben
Villa zum Vorschein kam'h Die Kopfform, das Profil,
Haar und Bart stimmen auffällig überein. Eine nur wenig
abweichende Anordnung des Haares oben an der Stirne
kommt kaum in Betracht. Die etwas verschiedene Lage
und Gestalt des Auges, das in der Büste von den Brauen
bedeckt und beschattet wird, und der besonders auffällige
Umstand, dafs die Unterlippe nicht wie in den Normal-
bildnissen des Redners hinter der Oberlippe zurücktritt,
sondern eher etwas vorgestreckt ist und herabhängt —
diese beiden Abweichungen finden ihre genügende Er-
klärung in dem von dem Künstler gewählten Moment.
Denn offenbar ist das Zusammenbrechen infolge des Giftes
gemeint: daher sinkt der Kopf vornüber und hängen Arm
und Hand schlaff herab. Die Schwierigkeit, die bei der Annahme der Fälschung des
Reliefs in dieser Übereinstimmung liegt, soll weder abgeleugnct noch abgeschwächt
werden, sie kann aber ebenso wenig die aus dem stilistischen Gesammtcharakter,
aus der unantiken Gewandung und aus der fehlerhaften Inschrift entnommenen Ver-
dachtsmomente hinwegräumen. Es wird also kaum etwas übrig bleiben als einen —
immerhin sehr merkwürdigen — Zufall anzunehmen V
Strafsburg. Ad. Michaelis.
A/7/Ä^. <A' A'rrc/. V, iß. 14 (danach unsere Ab-
bildung). Der Eindruck ist so verschieden, dafs
ein Zweifel gerechtfertigt erscheint, ob es sich
wirklich um Demosthenes handele. Jedoch
schwindet ein solches Bedenken gegenüber dem
Lichtdruck bei Comparetti und de Petra PW/a
Taf. 12, 1, wo nur leider das Profil
nicht gegeben ist.
-'b Ich benutze diese Gelegenheit zu einem Nach-
trage zu meinem Aufsatz über die Bildnisse des
Demosthenes, den ich einer gütigen brieflichen
Mitteilung W. Fröhners verdanke. Mir ist derCon-
torniat bei Sabntieiw^yVW/As Taf. 6, 6
irgend charakteristische Ähnlichkeit mit den be-
glaubigten Zügen des Redners und scheint, wie die
meisten der literarhistorischen Portraits auf den
Umschrift: AHMOCOENHC. -— Ferner macht
mich Fröhner darauf aufmerksam, dafs der S. 430
unter 7) von mir aus Schäfers Notizen angeführte
angebliche Demosthenes des Dexamenos eben
der von Stephani CA. 186S Taf. 1, 12 veröffent-
lichte Porträtkopf ist, der mit Demosthenes
sicher nichts zu thun hat. [Vgl. über denselben
S 201 f.].