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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

DOI Artikel:
Duhn, Friedrich von: Nachträge: Zu Jahrbuch 3 S.142f, 152, 229ff
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0385

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37i

tav. XI, i und zusammengesetzt mit den zugehörigen Verzierungsstücken S. /2p—ßo,
mufs sicherlich von den vielen phönikischen Gegenständen des Fundes getrennt und
einheimischer Hand zugewiesen werden: ist ja doch auch in andern sicher nicht-
phönikischen Arbeiten aus Kreta jene eigentümliche ä-jour-Technik des dünnen
Bronzegusses zu Verkleidungszwecken bekannt (z. B. H7272. 1880 tav. T). Die Nach-
bildung eines phönikischen Schiffes zu erkennen wäre grundlos; die Form hat nichts,
was für phönikische Schiffe besonders bezeichnend wäre; noch viel weniger der
kriegerische oder das Götterbild, das mit einer der bekannten phönikischen
Göttergestalten schwer zu identiheieren sein dürfte. Auch die zwar naturwahre aber
rohe, an geometrische Kunstformen erinnernde Behandlung dieser und der verwandten
Fundstücke hat mit derjenigen der phönikischen Sachen nichts gemeinsam. Die
Ansicht Orsi's (S. 894), dafs das coavov 2*/A A 2*7^2? 22 7^^277*22 (soll heifsen AA7W 2A//22
7222772' — 27*22 227222 ^^^^'2227/227*22*22 2/V/2' 7722272 TDzAzP, stützt sich auf eine unrichtige Auf-
fassung der Stelle Paus. IX, 16, 2; schon Plerodot III ß/ hätte da warnen sollen.
Orsi teilt mir brieflich mit, dafs er nunmehr zu gunsten der eben entwickelten Auf-
stellung von seiner Ansicht zurücktrete. Somit dürften wir auf jenem kretischen
Bronzewerk die erste und bis jetzt einzige griechische Darstellung des Götterbildes
auf dem Schiffshinterteil erkennen.
Dafs trotz mangelnder literarischer Bestätigung wir vielleicht berechtigt sind,
schon für phönikische Schiffe den gleichen Brauch vorauszusetzen, mag das etrus-
kische Schiff aus der 722772^22 2/2'/ 2/222-2* von Vetulonia nahe legen (AF/AA V yr. 1887
tav. XVII), einem Grabe, das ja angefüllt war mit phönikischen Originalarbeiten und
etruskischen Nachahmungen von solchen. Auf der veröffentlichten Zeichnung ist der
hohe am Hintersteven sich erhebende mannigfach gegliederte Gegenstand allerdings
nur mit sehr gutem Willen für ein TD.vov zu nehmen; der einzige Augenzeuge, der
sich bis jetzt eingehender über das Schiff hat vernehmen lassen, Falchi selbst, spricht
jedoch (AF/. a. a. O. S. $01) von dem »2*7*27722^7, 722F 277222/2* 277*2*2/27 A 7'22/V7^J2'727'22.3'2'27722'
2/2' 227222 7^*7/7*22 227722272223.
Ich will schliefslich nicht unterlassen zu erwähnen, dafs der erörterte Brauch
die Frklärung geben wird für jene Kolossalmasken, die mitunter auf dem Hinter-
castell sich erheben und in das Schiff hinabblicken: Beispiele sind das Tcrracotta-
schiff aus Amathus in Newyork, abgeb. Z/A AA/W/W. TkVy. 277*227*2* 1882 (Appleton)
S. 8 Fig. 6 (Perrot, AA2*. 2/22 F227*/ III, 517), und die griechische Vase bei Micali,
62*277*222 Tav. CIII, ß.
Ganz vereinzelt steht bis jetzt, soweit ich sehe, das Palladion auf der Spitze
des Mastes auf der Vase des Aristonophos (Benndorf Wiener Vorlegeblätter 1888
Taf. I, 8); denn einen auf den Mast gekletterten Krieger dort zu erkennen ist mir
wenigstens nicht möglich.
Heidelberg.

F. v. Duhn.
 
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