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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Michaelis, Adolf: Römische Skizzenbücher nordischer Künstler des XVI. Jahrhunderts, 3, Das Baseler Skizzenbuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0094
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Michaelis, Römische Skizzenbücher nordischer Künstler.

halt, aber nicht lange nachher, entstanden sind, ergibt sich aus Bl. 7. Heemskerck
kannte im Giardino Cesi noch nicht die thronende Roma und die sog. Dacia capta,
die 1549 dort bereits ihren hervorragenden Platz zwischen den beiden Barbaren-
statuen inne hatten4; hier erscheinen sie als novamente trovate. Dies ist freilich
auch, so weit ich sehe, das einzige Stück, welches einen sicheren chronologischen
Anhalt gewährt.
Die so ermittelte Zeitbestimmung würde vortrefflich zu Lambert Lombard
passen, dem Gerlach die Zeichnungen zugewiesen hat, denn dieser Lütticher Künst-
ler, ein Schüler von Mabuse, kam 1538 — zwei Jahre nach Heemskercks Heim-
kehr — im Gefolge des englischen Cardinais Reginald Pole nach Rom und blieb dort
bis 15405 6. Allein nach einer Mittheilung Dr. Burckhardts beruht jene Zutheilung
nur auf der älteren, aber unbeweisbaren Annahme, dafs eine von Lombards Schüler
Lambert Suavius gestochene Apostelfolge von Lombard gezeichnet seic. Anderer-
seits soll die stilistische Ähnlichkeit zwischen dieser Apostelfolge und unseren
Skizzen so gross sein, dass der unbekannte Urheber der ersteren auch für den
Verfertiger der letzteren gelten muss. Für geradezu unmöglich wird man nach
Allem die Zurückführung auf Lambert Lombard nicht erklären können.
Bei dem nachfolgenden Verzeichnis habe ich mir einige briefliche Mitthei-
lungen Prof. Roberts mit Dank zu Nutze machen können.

6 Leise gerundeter Reliefstreifen mit Schilden, Panzern, Waffen aller
Art, durch einander geschüttet. Darunter: Putallia Antica.
Schwärzliche Dinte, nicht laviert; Bleistiftvorzeichnung sichtbar. Vermuthlich Renaissance, mindestens
stark interpoliert. Vgl. Cod. Pigh. 35. Das Blatt, ursprünglich wohl ein Doppelblatt, hat die ungewöhn-
lichen Mafse 0,40 X °tI43 M.
7 Cesische Antiken.
a) Die sog. Dacia capta, jetzt im Pal. dei Conservatori, im Profil nach r. Daneben im
Umrifs der Kopf, darunter ebenso der Oberkörper von vorn. Cavall. I. II, 19. Montagnani 125.
b~) Die thronende Roma, jetzt ebenda, ein wenig von ihrer L. her gezeichnet. Darunter:
antick novA Anet (d. h. novamente) trovATE IN CASA de SEZE (d. h. Cesi) Bi Dat FonTEYNKEN. Abg. ebda.
Clar. IV, 770 E, 1903 A. Auch von P. Jacques Bl. 1 gezeichnet. Wegen des Brunnens vgl. Heemsk.
I, 25 mit der Bemerkung.
c) Die Gruppe um Herakles vom Reliefstreifen des grossen Marmorbeckens, später in Villa
Albani, jetzt im Mus. Torlonia 297. Vom Henkelansatz nach r. sechs Figuren, die letzten fünf des
zweiten und die erste des ersten Streifens bei Zoega II, 72- Flüchtig (Skyphos und Löwenfell unkennt-
lich); alle Köpfe erhalten, der erste und der vierte scharf nach 1., der sechste ebenso nach r. gewandt,
der Satyr an fünfter Stelle bärtig.
8 Linke Hälfte eines Medeiasarkophages. ANTICK by tempelum pacis an

4) S. zu Heemsk. I, 25.
5) Michiels, Hist, de la peint. flam. V2, 2570'. J.
Helbig, Hist, de la peinture aii pays de Liege
S. 122 ff. Wörmann, Gesch. d. Malerei III, 1, 70 f.
6) Michiels S. 283 fr. Wörmann S. 71- Hie Apostel-
blätter sind 1545—48 datiert. Dr. Burckhardt
bemerkt aus eigener Nachprüfung, dafs die von

Nagler (Künstlerlex. VIII, 25 n. 1) und die
von Passavant (Peintre graveur III, mff.) an-
geführten Folgen identisch sind, sowie dafs uns
Suavius nur als Stecher fremder Vorlagen be-
kannt, an diesen selbst als Zeichner daher nicht
zu denken ist. Von einer Anwesenheit desselben
in Italien ist auch nirgend die Rede.
 
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