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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Puchstein, Otto: Die Säule in der assyrischen Architectur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0011
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DIE SÄULE IN DER ASSYRISCHEN
ARCHITECTUR*
In den Darstellungen der schwierigen und daher immer nur unsicher beant-
worteten Frage, ob und wie sich die alten Assyrier bei grofsen Bauwerken der
Säule bedient hätten', ist meines Wissens niemals darauf Rücksicht genommen
worden, dafs die assyrischen Keilinschriften in den Abschnitten über die Bauthätig-
keit der einzelnen Könige dann und wann der Säule Erwähnung thun und uns in
solchen beiläufigen Erwähnungen ein authentisches Material zur Entscheidung der
Frage darbieten. Ich habe den Versuch gemacht, die hierhergehörigen Angaben
der Königsannalen zu bearbeiten, und lege in diesem Aufsatze das Ergebnifs meiner
Untersuchungen vor.
Die Annalen waren mir in der »Keilinschriftlichen Bibliothek, Sammlung
von assyrischen und babylonischen Texten in Umschrift und Übersetzung, heraus-
gegeben von Eberhard Schräder (Berlin 1889 ff.)« zugänglich. Eine genauere Über-
setzung und Erläuterung der von den Säulen handelnden Abschnitte verdanke ich
aufserdem Herrn Dr. Ludwig Abel, der mit unermüdlicher Geduld und gröfster Will-
fährigkeit allen von meinem archäologischen Standpunkt aus erhobenen Zweifeln
Gehör geschenkt und die oft schwer verständlichen Texte immer wieder von neuem
geprüft hat-, so lange bis die letztmögliche Befriedigung des sachlichen Interesses
durch die Mittel der assyriologischen Forschung erreicht war2.
I
Die Hauptstelle für eine Untersuchung über die Verwendung von Säulen in
der assyrischen Architectur findet sich in den Annalen des Königs Sargon (727 — 705
v. Chr.)3. Hier wird zunächst kurz von der Erbauung der Stadt Dur-Scharrukin,

*) Je beachtenswerter für die klassische Archäolo-
gie die Zusammenhänge der ältesten Kunst auf
griechischem Boden mit der Kunst Vorderasiens
werden, um so mehr hielt sich die Redaktion
für berechtigt durch den folgenden Aufsatz die
Grenzen des Jahrbuchs zu erweitern.
1) Vgl. Layard, Ninive and its remains II 272 ff.
Discoveries 649 f. Perrot - Chipiez, Histoire de
l’art dans l’antiquite II 208 ff. Zeltstangen,
Baldachinstützen und Baluster rechne ich hier
nicht zu den Säulen.
2) Dieser Aufsatz ist in allem wesentlichen im Sep-
tember 1891 abgeschlossen worden. Erst später-
hin ist die Abhandlung von Thomas Friedrich,
Jahrbuch des archäologischen Instituts VII.

Die Elolztektonik Vorderasiens im Altertum und
der Hekal Mat Hatti, Innsbruck 1891, worin auf
S. 5'—22 das hethitische Chilani ebenso wie von
mir nach den assyrischen Inschriften untersucht
wird, in meine Hände gelangt. Ich bin leider
nicht mehr im Stande gewesen, meine durchaus
abweichende Auffassung der epigraphischen und
architectonischen Denkmäler gegen Friedrichs
Ansichten besonders zu verteidigen.
3) Keilinschriftl. Bibi. II 77, wo die sog. Prunk-
inschrift Sargons von Peiser übersetzt ist; damit
stimmen fast wörtlich die sog. Annalen überein,
vgl. H. Winckler, Die Keilschrifttexte Sargons,
I, Leipzig 1889, 71 Z. 419 ff.

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