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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Körte, Alfred: Herakles mit dem abgeschnittenen Löwenkopf als Helm: (zum äginetischen Ostgiebel)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0078
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HERAKLES MIT DEM ABGESCHNITTENEN
LÖWENKOPF ALS HELM
(Zum äginetischen Ostgiebel.)
Die Hydria, deren Bild wir beistehend wiedergeben, gehört zu dem älteren
Vasenbesitz des Bonner Akademischen Kunstmuseum. Das Gefäfs war in viele
Stücke zerbrochen und ist daher in Kekules Katalog (720) auch nur als »Scherben
einer Vase« aufgeführt, eine vortreffliche Restaurierung in Berlin hat dasselbe je-
doch neuerdings völlig wiederhergestellt, die nicht erheblichen Lücken sind mit
Gips ausgefüllt. Die Llöhe beträgt 23 cm, der gröfste Durchmesser 17,5 cm. Der
Mündungsrand ist plastisch in zwei Streifen gegliedert, den oberen verzieren Punkte,
den unteren ein Blattornament, unter der Darstellung läuft ein Mäander zwischen
dreifachen Linien.
Links steht Herakles in ledernem Panzer mit Chiton darunter, sein unbär-
tiges Llaupt bedeckt als Helm die abgeschnittene Kopfhaut des Löwen, unter der
vorn kurzgelocktes Haar hervorquillt, goldene Spangen schmücken Arme und Hals,
auch der Panzergurt ist mit goldenen Nägeln beschlagen, die Rechte des LIelden
hält die knorrige Keule, die Linke greift nach dem von einer Nike dargebotenen
Kranz. Diese steht rechts vor ihm und reicht ihm mit beiden Händen einen Lor-
beerkranz, an dem kleine goldene Beeren sichtbar sind. Sie ist bekleidet mit
langem ungegürteten Chiton mit Überschlag, ihr Haar ist fast ganz von einer Haube
verhüllt, die grofsen Flügel sind mit einzelnen schwarzen Punkten verziert. Golden
sind die Armspangen und die Zacken ihres Kopfschmucks.
Vorzeichnung ist sehr reichlich vorhanden, sie ist meist sorgfältiger als der
ziemlich stark abweichende und an manchen Stellen der Gewänder bis zur Unver-
ständlichkeit flüchtige Firnifskontur.
Das wohl dem ersten Drittel des 5. Jahrhunderts angehörige Gefäfs ist, so
viel ich sehe, das älteste, welches Herakles mit einer kranzspendenden Nike ver-
einigt, jüngere Darstellungen dieser Scene sind nicht selten (vgl. Roschers Mythol.
Lex. Sp. 2237). Aufmerksamkeit verdient die Vase vor allem um einer Einzelheit
der Tracht, des als Flelm gebrauchten abgeschnittenen Löwenkopfes, willen.
Dafs in der That hier das übrige Fell fehlt, ist mir bei wiederholter Prüfung
zur Gewifsheit geworden, und Herr Professor Loeschcke, der so gütig war, die Vase
noch einmal auf das eingehendste zu untersuchen, kommt zu demselben Ergebnis.
Wäre das Fell dargestellt, so müfste es entweder zwischen Panzer und Chiton, oder
zwischen Chiton und Körper liegend gedacht sein, mithin mtifsten Teile desselben,
zum mindesten der Schwanz, am unteren Rand des Panzers oder des Chitons sicht-
bar werden, dies ist aber nie der Fall gewesen, wie sich trotz der nicht völlig un-
 
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