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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Körte, Alfred: Herakles mit dem abgeschnittenen Löwenkopf als Helm: (zum äginetischen Ostgiebel)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0079
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Körte, Herakles mit dem abgeschnittenen Löwenkopf als Helm.

Versehrten Erhaltung des Gefäfses bestimmt behaupten läfst. Die Möglichkeit, dafs
der Maler nur aus Nachlässigkeit das Fell am unteren Panzer- oder Chitonrande
fortgelassen hätte, läfst sich nicht bestreiten, sie hat aber wohl wenig Wahrschein-
lichkeit für sich. Wäre das — in Wirklichkeit doch undenkbare — Tragen des
Fells unter einem eng anschliefsenden Panzer in der archaischen Kunst häufiger
dargestellt, so dürften wir wohl eine Nachlässigkeit annehmen, — es ist aber keine


Darstellung nachweisbar, in
der Herakles die Kopfhaut
des Löwen auf dem Haupt
und das übrige Fell unter dem
Panzer trägt1. Wir miifsten
also dem Maler Zutrauen,
dafs er eine ganz singuläre,
an sich höchst unzweckmäfsige
Tracht darstellen wollte, da-
bei aber das fortliefs, was sie
allein verständlich machen
konnte, eine Annahme, die
mir sehr bedenklich erscheint.
Ist nun aber auf un-
serer Vase mit Bewufstsein die abgeschnittene Kopfhaut des Löwen als Helm ver-
wendet, so giebt diese bisher allein stehende2 Abkürzung des alten Attributs einen
schwerwiegenden Einwand gegen eine für den Fall ihrer Richtigkeit hochwichtige
Behauptung Furtwänglers.
Furtwängler leugnet in dem eingehenden Artikel über Herakles in Roschers
Myth. Lex. (Sp. 2153), dafs der sogenannte Herakles im Ostgiebel von Ägina mit
irgend welcher Berechtigung diesen Namen trage, und erklärt alle auf dieser Be-

J) Furtwängler führt (Roscher, Mythol. Lex. Sp.
2148) eine Kasseler Bronzestatuette (abgeb. a.
a. O. Sp. 2149) als Beispiel für das Tragen des
Fells unter dem Panzer an, aber hier werden
unter dem unteren Panzerrand Kopf und
Klauen des Löwen sichtbar, die ganze Haut
ist als Schurz um die Hüften geschlagen, — wie
bei der a. a. O. Sp. 2150 abgebildeten Berliner
Statuette — und liegt somit nur zum allerklein-

sten Teile unter dem Erz des Panzers, dessen
Fortsetzung nach unten sie gleichsam bildet.
2) Bei einer Berliner Pelike (abgeb. Arch. Anz.
1889 S. 92), die man nach der Abbildung viel-
leicht für ein weiteres Beispiel dieser Tracht
halten könnte, fällt die Löwenhaut lang über
den Chiton herab, wenngleich sie zum gröbsten
Teil von dem locker umgeworfenen Mantel ver-
deckt ist.
 
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