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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Milchhöfer, Arthur: Dike
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Wernicke, Konrad: Kerkyaneus
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0218
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208

Wernicke, Kerkyaneus.

Epoche, welche sie stilistisch vertritt. Auch in dieser Beziehung haben wir noch
einmal die Nike des Paionios und die Balustradenreliefs, sowie das freilich noch
ältere9 Original der »Venus Genetrix« heranzuziehen. Die Entstehung unseres
Werkes wird somit spätestens in den Anfang des vierten Jahrhunderts fallen.
A. Milchhoefer.

KERKYANEUS
Das auf S. 209 zum ersten Male abgebildete Bruchstück einer rotfigurigen
Vase befindet sich in der Vasensammlung des Louvre; es ist der Aufmerksamkeit
H. Heydemann’s nicht entgangen, der es S. 58 n. 62 seiner »Pariser Antiken« ver-
zeichnet hat. Auch mir fiel es 1887 bei einem Aufenthalte in Paris auf, und ich
liefs es photographiren1.
Die Form des Gerätes, zu dem das erhaltene Bruchstück einst gehörte,
läfst sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Wir haben eine Platte vor uns, deren
vorspringender rechter Rand erhalten ist; diese Platte ist, wie die beigefügte, leider
im Verhältnis zur Vorderansicht etwas zu grofs wiedergegebene Seitenansicht
zeigt, von der Mitte der oberen Darstellung an nach innen umgebogen, so dafs
das obere Bild auf einer convexen Fläche angebracht ist. Schon dadurch erledigt

9) S. Winter im 50. Berl. Winckelmannsprogramm
S. iiSfg. Für die Aphrodite oo^Tcot; des
Alkamenes, der Urania des Phidias gewifs nicht
unverwandt, wird doch in erster Linie der Ty-
pus der verschleierten Frau in Betracht kommen
(zuletzt Furtwängler bei Roscher Sp. 413 fg. und
Beschr. d. ant. Sculpturen in Berlin [1891]
No. 586 mit Literatur), welche den 1. Arm auf ein
Idol oder eine LIerme stützt. Die Hermengestalt
der Göttin, welche ja »in den Gärten« noch
bezeugt ist (Pausan. I, 19, 2), hätte Alkamenes
dann in sein Cultbild herübergenommen. Im
Parthenonfries erkenne ich dieselbe Aphrodite,
unter deren linken Arm nun eine lebendige Figur,
Eros, getreten ist. Die Statuette aus dem Pei-
raieus (Conze, Athen. Mitth. XIV S. 202 fg. u.
Taf. IV) nähert sich stilistisch dem letztgenann-
ten Ideal bereits mehr als dem der »Genetrix«.
[Zur Deutung s. »Karten von Attika« Text, I

S. 62.] Plierher, sowie zum Vergleich mit un-
serer Statue, dürfen nun auch die Skulpturen
von Rhamnus (’Ecpr;p.. dpy. 1891 Taf. 6. 8. 9
[und Athen. Mitth. XV. S. 64]) gezogen werden.
9 Die Hauptansicht nach einer Photographie von
G. van Geldern gezeichnet, die Seitenansicht
nach einer durch Herrn Pottier gütigst revidirten
Zeichnung von J. Devillard. Das Bruchstück
wurde von Herrn Heron de Villefosse in Italien
im Kunsthandel erworben und dem Louvre ge-
schenkt; der Fundort ist unbekannt. Mafse:
Länge 0,35. Höhe der unteren Scene ohne das
Ornament 0,16; der oberen, soweit erhalten, mit
dem Ornament 0,13. Dicke des Randes 0,03.
Angabe der Musculatur mit verdünntem Firnis;
das Haarband ist rot aufgemalt, ein anderes
mehr violettes Rot zeigen die Buchstaben. Für
vorstehende Angaben bin ich der Liebenswür-
digkeit des Herrn Pottier zu herzlichem Danke
 
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