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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Milchhöfer, Arthur: Dike
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0217
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Milchhoefer, Dike.

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folg der »gerechten Sache« und somit dem Wohlwollen der höheren Mächte zu-
schrieben.
Von analogen ethischen Personificationen seien hier noch die Moiren er-
wähnt. Auf der Kypseloslade führen sie, unmittelbar neben Dike, eherne Keulen,
welche sie auch nach späterer Auffassung noch im Kampfe verwenden (Roscher,
Philolog. 1889 S. 703 fg.; Puchstein, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1889 S. 327). Als
»Parcae« oder »Fata« im Dreiverein begegnen sie uns, wiederum mit Dike zu-
sammen, auf dem schon oben herangezogenen Lykurgossarkophag. Bei der (mit
dem Globus ausgestatteten) Lachesis ist der -vom weiten Mantel umgebene Chiton
ungegürtet und von der rechten Schulter herabgeglitten; ähnlich je eine, meist die-
selbe, Parze auf den meisten Prometheussarkophagen. (Vgl. auch die als Urania er-
gänzte Statue: Bullett. coimin. 1878 Taf. I; nur im weiten, die r. Brust frei lassenden
Mantel; daneben ein scrinium.) — Noch näher berührt uns der ganz übereinstim-
mend wiederkehrende Typus einer einzelnen Vertreterin des Fatum mit Schrift-
rolle und Griffel (auf dem Cippus Zoega, Bassirilievi I, Taf. 15 — Miiller-Wieseler,
Denkm. II, 941 = Roschers Lex. I Sp. 1445 und mehrerer der Annali d. Inst. 1869
S. 91 zusammengestellten Meleagersarkophage. Der 1. Fufs ist auf ein Rad gestellt;
Chiton und Himation wie oben. Die Geschichte des Gesammtmotivs weist in das
fünfte Jahrhundert hinaufs.
Ich brauche unter Berufung auf das eingangs behandelte Schwertattribut
kaum noch zu betonen, dafs ich die Statue von Epidauros nur für Dike halten
kann und darf schliefslich darauf verzichten, den in Griechenland bisher blofs für
Epidauros nachweisbaren Cult der Dikaiosyne (Inschrift: ’Es'/yt. dpy. 1883 S. 28, 6
ein Tzupcpopyjaa? Aixaiosuvyj?), welcher mir zuerst als wesentliche Bestätigung erschien,
für meinen Zweck zu venverthen. Diese Dikaiosyne tritt sonst gewöhnlich erst mit
Isis verschmolzen auf (vgl. zuletzt Roschers Lex. II Sp. 459 fg.) und so wird es
auch hier sein. Aber ihren Anschliffs fand Isis gewifs in dem von Pausanias (II, 27, 5)
für das Hieron des Asklepios bezeugten Tempel der Themis, ganz wie bei dem-
selben Heiligthtimercomplex am Südabhange der athenischen Akropolis (Köhler,
Athen. Mitth. II S. 256 fg.). Im Heiligthum der Themis aber mögen auch die Bild-
werke ihrer Töchter, der Horen Dike, Eirene und Eunomia (s. oben Anm. 6) Platz
gefunden haben.
Unsere Dike möchten wir mit dem Schwert in der gesenkten Rechten
ergänzen; der nur im Ellenbogen erhobene linke Arm trug ein stabartiges Instru-
ment, also wohl den scepterartigen pdßSoc. Ob die Statue von Epidauros das
eigentliche »Original« sei, mag dahingestellt bleiben; meines Erachtens spricht nichts
dagegen. Jedenfalls ist sie keine späte Copie sondern eine Arbeit aus derjenigen

8) Zum »Urbild« der Nike von Brescia und der
Aphrodite von Melos vgl. auch Furtwängler in
Roschers Lex. I Sp. 414 fg. Das Motiv des
emporgesetzten Fufses lernen wir unter den
Frauengestalten der grofsen Kunst zuerst an der

Aphrodite Urania des Phidias kennen.
Hier dürfen wir uns vielleicht noch daran er-
innern , dafs diese Göttin, nach attischer Auf-
fassung (Pausan. I, 19, 2) als »älteste der Moiren«
galt.
 
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