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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Milchhöfer, Arthur: Dike
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0213
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DIKE

An der Kypseloslade erschien Dike als eine »schöne« Frau, welche die
häfsliche Adikia mit einem Stabe schlägtAuf dem von Brunn behandelten streng
rothfigurigen Vasenbilde (Nuov. Mein. II, 4, 4 = Roschers Lex. Sp. 1019) ist Dike
ebenfalls »schön« und zwar als Mädchen in einfachem gegürtetem Chiton dargestellt;
anstatt des Stabes schwingt sie hier einen Hammer. In der jüngeren Vasenmalerei
begegnen wir ihr auf den Unterweltsvasen2 wiederum als einer jugendlichen Frau,
mit Chiton und Himation bekleidet, welche das Schwert (nebst Scheide und Wehr-
gehänge) in den Händen trägt. Dieselbe Waffe führt sie bereits bei Aschylos
(Choeph. 639—647 Dindf. vgl. Agam. 1535). Ich brauche hier nicht zu untersuchen,
ob diese Stellen etwa nur poetische Metaphern und sodann die literarische Quelle
für die Ausstattung der Dike mit dem Schwerte waren3. Genug dafs dasselbe
fortan als Attribut dieser Göttin bezeichnet werden darf4. Auf der anderen Seite
ist uns bis jetzt aus dem Alterthum keine andre weibliche Idealgestalt bekannt, die
als solche Schwertträgerin wäre. (Über Aphrodite und Mänaden s. unten. Einige
Erinyendarstellungen kommen hier nicht in Betracht; ebensowenig die Schwerter
oder Dolche in den Händen späterer Hekatebilder.)
Nach dem Gesagten ist ohne Weiteres Dike zu erkennen in einer Gestalt
des borghesischen Sarkophagreliefs, welches die Raserei des Lykurgos als
seine Bestrafung darstellt (Zoega, Abh. Taf. I, 1; Müller-Wieseler, Denkm. II, 441;
Baumeister, Denkm. S. 837; Matz-Duhn, Ant. Bildw. 2269). Während links von dem
Frevler an Dionysos eine kurzgeschürzte Erinys (deren Spezialname, wohl Lyssa,
dahingestellt bleiben mag) Peitsche und Fackel in lebhafter Bewegung schwingt, er-
scheint rechts in langem Gewände und feierlicherer Bewegung Dike, das Schwert

9 Pausan. V, 18, 2 pdßöci) -cuoocrcc. Vgl. noch Eu-
ripid. Hippolyt. 1172: ALt;? porrrpov.
2) Als Wächterin des Tlreseus und Peirithoos
a) Vase aus Canosa in München, zuletzt abgeb.
WienerVorlegebl. Ser. E, Taf. 1 = Müller-Wieseler,
Denkm. I, Taf. LVI, sonstige Literatur u. Publi-
cationen: Hartwig, Arch. Zeit. 1884 S. 253, 1.
b) Vase Santangelo 709; 'Arch. Zeit. a. a. O.
Taf. 18 — Wiener Vorlegebl. E Taf. III, 2.
c) Fragment in Karlsruhe (Dike inschriftlich;
das Himation über den Kopf gezogen) Arch.
Zeitg. a. a. O. Taf. 19 = Wiener Vorlegebl. E
Taf. VI, 3. (Auf der späten Vasenzeichnung
desselben Blattes, no. 2 — Bull. Nap. N. S. III

Taf. 3 ist das Schwert der Dike auf eine kurz-
bekleidete geflügelte Erinys übergegangen.)
:!) Bei Aeschyl. Sept. 643 fg. führt Polyneikes auf
seinem Schilde die Darstellung eines von Dike
angeführten Kriegers. Das Figurenschema wie
die Analogie der übrigen Schildzeichen läfst
hinreichend deutlich erkennen, dafs der Dichter
sich , auch hier an überlieferte bildliche Typik
hielt.
4) Vgl. Thanatos mit dem gleichen Attribut. Dike
wie ein weiblicher Thanatos: in dem Epigramm
aus Thessaloniclr CIG 1988 t) = Kaibel, Epigr.
522 Z. 12 aiop.cnr« ydp xonreXoss AtV/j, öu[yfj] ös
u. s. w. Vgl. auch Euripid. Frgm. 979-
 
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