Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI (7.1892)

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Winter, Der Apoll von Belvedere.

S. 33 angiebt. So ist es sehr wohl möglich, dafs die Maenaden mit den abgerisse-
nen, menschlichen Gliedmafsen auf der Aufsenseite der Schale »verschlagene« Reste
einer Pentheusdarstellung sind, die der Maler ähnlich wie auf der Schale im Museo
di Papa Giulio zwischen Silene setzte, ohne sich über die Richtigkeit dieser Ver-
bindung Skrupel zu machen und ohne damit die Menschenopfer des vermutheten
Dionysos Zagreus im Innenbilde der Schale illustriren zu wollen.
Rom. P. Hartwig.

DER APOLL VON BELVEDERE
Die Hoffnung, die Otto Jahn am Schlüsse seines Aufsatzes über den vati-
kanischen Apollo1 aussprach, dafs 'vielleicht noch einmal ein günstiger Fund ein
bestimmtes Zeugnifs über die Entstehungszeit und den Namen des Künstlers, der
das Original bildete, bescheeren mochte’, hat sich bisher nicht erfüllt. Aber es ist
vielleicht heute nicht mehr zu gewagt, mit dem alten Materiale die Verwirklichung
dieses Wunsches zu versuchen, wenn wir uns nur entschliefsen, von der Stroganoff’schen
Bronze und allen P'olgerungen und Combinationen, die an sie angeknüpft sind, ab-
zusehen und die Untersuchung lediglich auf die stilistische Betrachtung der vatika-
nischen Statue zu beschränken. Pis stellt sich mehr und mehr heraus, dafs die
Bronzestatuette in ihrer Bedeutung für die Fragen, die die belvederische Statue zu
lösen giebt, stark überschätzt ist. Zu den allgemeinen Erwägungen, wie sie früher
— freilich nur für wenige — Veranlassung gegeben haben2, dieser Überschätzung
entgegenzutreten, sind neuerdings positive Gründe gekommen, die den wissenschaft-
lichen Wert des Monumentes stark herabsetzen.
Wie O. A. Hoffmann nachzuweisen versucht hat3, stimmt der angesetzte
linke Arm mit dem als Ägis gedeuteten Stück Leder in den Mafsen mit den übrigen

!) Populäre Aufsätze aus der Altertumswissenschaft.
2) Kekule, Archäologische Zeitung 1861 S. 213*ff.
J. Hübner, Arcli. Ztg. 1869 S. 108. Furtwängler,
Arch. Ztg. 1882 S. 248.
3) Herm-Apollo Stroganoff, Marburg 1889.
[Der Herr Verfasser des Aufsatzes gestattet
mir als dem Herausgeber des Jahrbuchs eine
Anmerkung hierzu, deren Abdrucke auch die
Herren Kieseritzky und Furtwängler zugestimmt
haben, welche sich Vorbehalten eine Begründung
ihrer Ansichten an anderer Stelle zu geben.

Ich habe kürzlich Gelegenheit gehabt die
Stroganoff’sche Bronze in Petersburg wiederzu-
sehen, gemeinsam mit Kieseritzky, und gewann
dabei die Überzeugung, welche Kieseritzky ver-
trat, dafs der linke, zwar bekanntlich in beson-
derm Stücke gegossene Arm in Eins mit der
übrigen Figur entstanden ist. Kieseritzky er-
zählte mir bei dieser Gelegenheit, dafs Furt-
wängler in mündlicher Äufserung die ganze
Figur für modern erklärt habe.
Ich hatte die Bronze schon im Jahre 1867