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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Puchstein, Otto: Die Säule in der assyrischen Architectur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0012
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Puchstein, Die Säule in der assyrischen Architectur.

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d. i. heute Korsabad, dann ausführlicher von der königlichen Residenz daselbst,
dem »Ekal d. h. grofses Haus, Palast«, berichtet. Die Beschreibung dieser Residenz
besteht aus drei Teilen; davon behandelt der erste den eigentlichen Palast, der
zweite ein besonderes bei dem Palast gelegenes Gebäude, der dritte endlich die
scheinbar bei beiden verwendeten Thorkolosse und Relieftafeln, die zur Verkleidung
der Wände dienten.
Wenn in dem ersten Teil der Beschreibung gesagt wird, dafs »das Ekal«
aus Elfenbein und acht verschiedenen Hölzern gebaut worden sei, so soll das
wahrscheinlich heifsen, dafs man zur Herstellung der verschiedenen Räume jedesmal
eins dieser Materialien vorzugsweise verwendet habe. Denn in einer anderen In-
schrift4 nennt Sargon einen von ihm restaurirten Bau Assurnasirpals in Kalach »das
Ekal aus tuprani-Holz«, und darunter haben wir wohl nicht einen besonderen voll-
ständigen Palast, sondern einen Teil des bekannten von Layarcl entdeckten Nord-
westpalastes in Nimrud zu verstehen. Von den sonstigen Angaben der Annalen,
die sich auf den eigentlichen Palast Sargons in Korsabad beziehen, ist für uns nur
das von Interesse, dafs am Schlufs, den gewöhnlichen assyrischen Palastbeschrei-
bungen entsprechend, die Decke aus Cedernbalken und die mit Bronze überzogenen
Thürflügel aus Cypressen- und Palmenholz namhaft gemacht werden.
Der zweite Teil lautet dann wörtlich so: »ein Appati nach Art eines Ekal
des Hethiterlandes, das man in der Sprache des Westlandes Chilani nennt, liefs ich
machen gegenüber ihren Thoren (d. h. den Thoren der aus verschiedenem Material
gebauten Räume des Palastes), [und] acht Zwillingslöwen von 4610 vollwichtigen (?)
Talenten heller Bronze, die nach der Kunst der Gottheit Ninagal gefertigt und mit
Schreckensglanz erfüllt waren, [und] vier Säulen (dimme) aus hochgewachsenen
Cedern, deren Höhe ein scha (vierzehn Ellen)5 betrug, Erzeugnisse des Amanus,
stellte ich auf die Löwen6 und legte tappi-lodPk&n als kulul ihrer Thore«.
Es unterliegt keinem Zweifel, dafs alles dies bis zu der unmittelbar fol-
genden und den dritten Teil der Palastbeschreibung bildenden Erwähnung der stei-
nernen Thorkolosse und Wandreliefs eng zusammengehört und sich ausschliefslich
auf das Appati, d. h. einen vorspringenden oder vorn, und zwar wie es ausdrücklich
heifst gegenüber den Thoren des Palastes, also getrennt gelegenen Gebäudeteil, be-
zieht. Die vier Holzsäulen, die auf acht bronzenen Zwillingslöwen, d. h. auf vier
Doppellöwen, standen, waren eben das hervorragendste und bezeichnendste Stück

4) Bibi. II 39, Z. 13. Auch Assurnasirpal unter-
scheidet I 127 die Paläste oder Palasträume
nach dem Holze.
5) Vgl. J. Oppert, Memoires divers relatifs a Varcheo-
logie assyrienne. Paris 1886, 16.
6) Die Löwen werden an dieser Stelle der Annalen
durch gir-gal (oder vielleicht ur-gal), mit pho-
netischem Complement gir-gal-e oder gir-gal-le
(nicht ner-gal-le, wie bisher allgemein gelesen

wurde, vgl. Jensen, Babylon. Kosmologie 489
und Teloni in der Zeitschrift für Assyriologie
VI 1891, 129!.), an der gleichlautenden Stelle
der Inschrift Pp IV 115 (Winckler) durch ur-
mah-he = ass. ne&u »Löwe« bezeichnet; gir so-
wohl wie ur, beides vielleicht lautlich identisch,
ist eine ideographische Bezeichnung für Raub-
tier, gal und mah für »grofs, hoch«, also grofses
Raubtier = Löwe. L. Abel.
 
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