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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Puchstein, Otto: Die Säule in der assyrischen Architectur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0013
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Puchstein, Die Säule in der assyrischen Architectur.

des Appati in hethitischem Stile, desChilani7, und da sie gewifs als Bauglieder Ver-
wendung gefunden hatten, mufsten sie notwendig durch Epistylien verbunden sein
und gerade diese werden unter den anderweitig nicht zu erklärenden tappi-Balken
zu verstehen sein.
Die Epistylien werden nun ein kulul der Thore genannt, zu denen sie ge-
hören. Daraus ist zu schliefsen, dafs auch die Säulen, von denen sie getragen
wurden, ihren Platz in den Thoren hatten. War demnach das hethitische Chilani
mit grofsen säulengeschmückten Portalen versehen, so wird auch verständlich, wefs-
halb der Baubericht Thürflügel, die sonst nach den Königsannalen in den assyri-
schen Palästen eine so hervorragende Rolle spielen, hier nicht erwähnt; dagegen
boten die Säulen der Aufstellung von Kolossen als Antepagmenten der Thürlaibungen
kein Hindernifs dar. Wir werden deshalb solche Antepagmente ebenso wie Reliefs
für das Chilani Sargons zulassen dürfen.
Wenn bei dem einen von Sargon aufgeführten Baue in hethitischem Stile
so viel auf die Säulen ankam, ist von vorn hinein wahrscheinlich, dafs sich alle
hethitischen Paläste, die in den assyrischen Königsannalen erwähnt werden, eben-
falls durch die Säulen von den gewöhnlichen assyrischen Bauten unterschieden
haben. Wir werden daher für unseren Zweck, die Geschichte der Säule in Assy-
rien kennen zu lernen, alle derartigen Erwähnungen beachten müssen.
Bereits vor Sargon hatte der biblische Tiglathpilesar, der dritte seines Na-
mens, der von 745—727 v. Chr. regierte, aufser einem Palaste [ekal) aus Cedernholz
u. a. ebenfalls »ein Chilani nach Art eines Palastes des Hethiterlandes zu seinem
Ruheort (?) inmitten von Kalach« gebaut8. Beschrieben hat er jedoch diesen hethi-
tischen Bau in dem uns erhaltenen Exemplar seiner Annalen nicht; denn was der
Baubericht enthält, scheint sich, nach der vorliegenden Übersetzung zu urteilen, aus-
schliefslich auf den assyrischen Palast aus Cedernholz zu beziehen; dafür spricht
namentlich die Erwähnung der Thürflügel. Aber nichts desto weniger wird Tiglath-
pilesar sein Chilani ebenso reich wie Sargon, vor allem auch mit Säulen in den
Portalen, ausgestattet haben.
Während ähnliche Andeutungen über hethitische Bauten und Säulen bei
allen älteren assyrischen Königen9 vor Tiglathpilesar gänzlich fehlen, kehren sie bei
den Nachfolgern Sargons, soweit wir ihre Bauberichte noch besitzen, regelmäfsig
wieder. So baute sich Sanherib10, Sargons Sohn, »einen Palast [ekal) von Pi-i-li-
Steinen und Cedernholz in der Weise des Hethiterlandes und einen hohen Palast in
der Weise Assyriens«. Wenn er nun in der Beschreibung der Bauten hauptsäch-
lich die cedernen Deckbalken, die Thürflügel und die Thorkolosse aufzählt, so wird

7) J. Oppert, Expedition en Mesopotamie I 17 und
besonders II 347 hat chilani als Wendeltreppe
erklärt, Lyon, Sargontexte (mir unzugänglich ge-
blieben) als Vorhalle.
s) Bibi. II 23.
9) In der Übersetzung der Inschrift Assurnasirpals

Bibi. I 119 Z. 32 ist das Wort nasabati nur zwei-
felnd mit Säule [ist es auch nicht, L. A.] wieder-
gegeben und die von Layard, Discoveries 353
mitgeteilten Übersetzungen , in denen mehrfach
»Säule« vorkommt, werden nicht mehr anerkannt.
10) Bibi. II mf.
I*
 
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