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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 7.1892

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Kieseritzky, Gangolf von: Apollo von Naukratis
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https://doi.org/10.11588/diglit.37649#0194
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Kieseritzky, Apollo von Naukratis.

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leiten oder mit einem Analogon aus der griechischen Kunstübung belegen wollen.
Ich kann nur einmal ein analoges Profil nachweisen, und das aus der Vasenmalerei.
Dieses Beispiel führt uns auf einem Umwege wieder nach Naukratis zurück, damit
uns eine erwünschte Bestätigung unserer Aufstellungen bringend. Es findet sich
auf einer Melischen Thonvase, die Conze in seinen Melischen Thongefäfsen auf
Tafel IV veröffentlicht hat: hier zeigen die Personen, besonders Artemis, ganz das
Profil des Kopfes unserer Statuette. Dafs wir aber nicht bei Melos stehen bleiben
werden, sondern von dort weiter gehen, nach Rhodos, dessen Kunst, wie J. Böhlau
in diesem Jahrbuche (1887, S. 214 k) wahrscheinlich machte, die Melische stark be-
einflufste, ist unvermeidlich; über den Zusammenhang von Rhodos und Naukratis
aber reden, hiefse zu Bekanntes wiederholen. Dafs Rhodische Künstler in Naukratis
safsen, wird also auch durch unsere Statuette wahrscheinlich gemacht.
In dieser Griechenstadt Ägyptens befand sich ein Heiligthum des Apoll.
Ob demnach auch unsere Statuette, die doch ihrer Kleinheit wegen nur ein Weih-
geschenk vorstellen kann, ebenso wie z. B. die aus dem Heiligthum des Apollo
Ptoos stammenden Statuen, mit dem Namen des Gottes zu benennen ist, kann
fraglich erscheinen, da uns hier die feste Fundnotiz aus diesem Heiligthum gerade
fehlt10. Wäre das Gegentheil der Fall, hätten wir die Fundnotiz, so würden wir
uns leichter an den Gedanken gewöhnen, dafs es in Naukratis im siebenten Jahr-
hundert Mode war, Apollofiguren mit Schnurrbart und »mouche« an der Unter-
lippe zu weihen; denn diese sonderbare Zuthat läfst sich nicht verläugnen und so
viel ich wenigstens sehe, aus unserem Denkmälervorrath auch noch nicht belegen,
wenn wir auch Darstellungen eines bärtigen Apollon, z. B. auf der vorher ange-
führten Melischen Vase, kennen. Jedenfalls ist das nicht so fremdartig, wie eine
bärtige Aphrodite, die uns aus der Nähe, auf Cypern, ausdrücklich bezeugt wird.
St. Petersburg. G. Kieseritzky.

I0) Die Exemplare in Boston stammen nach Ro-
binson aus dem Aphrodite-Heiligthum; bei Flin-

ders Petrie fehlt eine unzweifelhafte Angabe
darüber.
 
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