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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0050
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5.1 Die Cleft Sentence als Nominalsatz
5.1.1 Die Struktur der Cleft Sentence
Meinen Ausgangspunkt will ich bei der „futurischen" Konstruktion jnk-sdm=j nehmen,
auch wenn zu bezweifeln ist, daß es sich dabei um eine Form der Literatursprache handelt: Es
tritt eine Pronominalreihe auf, die bisher nicht anzutreffen war und es ist - wenn Voranstellung
(*ich, ich werde hören (vgl. Gunn 1924, 58)) — auch „Betonung" sicher (Gardiner 1957,
§450,5 (e) Obs.: ntf sdm=f „to him belongs that he should hear"). Dieses betonte Wort darf
zudem, der Cleft Sentence entsprechend, auch schon im Mittelägyptischen wie im Neuägyp-
tischen (Groll 1967, 58) und Koptischen (Polotsky 1962, 414ff.) als Prädikat angesehen
werden (ausführlich und durchdringend für Mittel- wie Neuägyptisch: Borghouts 1972,
273ff.). Bedauerlicherweise spricht Callender (1971, 4) weiterhin kommentarlos von „Sub-
jekt" — nämlich dem „grammatischen" — wie Erman, Gunn und Gardiner, auch wenn er (a.a. O.,
7ff.) in der Korrespondenz von Fragepronomen und Antwort das „logische" Prädikat in ihm
bestimmt hat:
- Weste. 9,6-7 jn m jr=f jnj=f n=j sj „Wer ist derjenige, der es (das Kästchen) mir bringen
wird?" — und
— jn smsw n p3 hrdw 3 ... jnj=f n=k sj „Das älteste von 3 Kindern ... ist es, daß es Dir bringen
wird" —.
Seine Folgerung (a.a.O., 21), daß Fragepronomina vielleicht aus Prädikaten (logisch/tiefen-
strukturellen) entstehen mögen, selbst aber nicht notwendig welche (grammatische?) sind,
vermag ich nicht zu akzeptieren 13; sie beruht nicht zuletzt darauf, daß „logisch" und „gram-
matisch" als selbstverständliche Termini benutzt werden 14, noch abgesehen davon, daß die
Definition von „grammatischen" Subjekten/ Prädikaten auf erhebliche Schwierigkeiten stößt
(s. 3.1.2.1 und auch Polotsky 1962, 415 und n.3).
Obwohl nach allgemeiner Ansicht Mitglied im Paradigma der „Cleft Sentence"/Parti-
zipialkonstruktion, das von jnk-sdm=j für „zukünftige" Sachverhalte ergänzt #wird, unter-
scheidet es sich von den partizipialen Gliedern auch durch seine „Personalkongruenz" im
Suffix des sdm=f — und in dem dadurch erhaltenen „adverbialen" Anstrich vom nach Gardiner
(1957, §227,3) nominalen der Partizipialkonstruktion. Vergleicht man einmal in Verfolg dieser
Frage die partizipiale Cleft Sentence mit pronominalem Prädikat
— Urk. IV 894,1 jnk s'd dr.t=f „Ich war es, der seinen (des Elephanten) Rüssel abschnitt" —
und die mit nominalem
- Sin. B 308 jn hm=frdj jrj.t(w)=f„Seine Majestät war es, die es machen ließ" —,
so fällt auf, daß der Personalbezug des (partizipialen) Subjekts zu seinem voranstehenden
Prädikat der der 3. Person ist, unabhängig von dessen formaler Kennzeichnung als 1., 2.,
3. Person („Der Handelnde ,ist' ich"). Der Bezug entspricht im Falle der Partizipien durchaus
dem „Nominalsatz", etwa

13) Vgl. Polotsky 1944, 31 §9: „... un pronom ou adverbe interrogatif est en tout cas predicat logique"; s. auch
a.a. O.,n. 1.

14) Dies ist auch Chomsky 1969, 37f. §4 zu Sätzen (8)-(9) vorzuwerfen, s. Wunderlich, Grundlagen der
Linguistik, Reinbek bei Hamburg 1974,387.

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