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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0129
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prospektives sdm=f syntaktisch ein und dasselbe sdm=f. Bei nochmaliger Zusammenstellung
erweisen sich die Kriterien, die zu einer Trennung von „Modi" des sdm=f geführt haben, als
nicht syntaktische. Die Aussageform des Satzes stellt sich nunmehr so dar:

Nomen (+ Nominalphrase)
sdm=f
sdm.n=f
Nominal-
Pseudopartizip
Präposition + Nominalphrase
Adverbial-
Nomen (+ Nominalphrase)
sdm=f
sdm.n=f
Nominal-
Satz
phrase
Satz
phrase
phrase
Satz

Die gleichbenannten Elemente und Kategorien/Klassen können einander theoretisch unbe-
grenzt oft ersetzen.
Bei Berücksichtigung einer historischen Entwicklung, die aus Nomina Präpositionen und
aus einem „Nominalsatz" das Pseudopartizip werden ließ, kann die Aussageform folgende
Gestalt annehmen:

Nomen (+Nominalphrase)
Nomen ( + Nominalphrase)
sdm=f
Nominalphrase
sdm=f
Nominalphrase
sdm.n=f
mit
sdm.n=f
mit
Funktion
Funktion
_Satz
Subjekt
$atz
Prädikat

Satz

Der Adverbialsatz erweist sich als ein Nominalsatz mit der Satzteilfolge Subjekt - Prädikat, der
„unmarkierter Nominalsatz" genannt wird.
Die sogenannten Modi des sdm=f geben bedeutungsbezogene, nicht-syntaktische oder
funktionale Information; das geminierende sdm=fist ein Anzeiger der Subjektfunktion im Satz.
Dem Funktionsanzeiger geminierendes sdm=f kommt weiter dadurch Bedeutung zu, daß
mit seiner Hilfe festgestellt werden kann, ob ein eingebetteter Satz zum Nebensatz mit eigenem
Subjekt und Prädikat uminterpretiert worden ist; wnn hat die Funktion einer Konjunktion des
Nebensatzes.
Aus der Aussageform ergibt sich auch der Typus des Wechselsatzes mit Besetzung beider
Positionen durch sdm=f; der Gebrauch des geminierenden sdm=f in diesem Satz ist aus anderen
als syntaktischen Gründen zu erklären, der häufigere Fall ist der mit einfachem sdm=f. Die
„Wenn dies, dann daß"-Beziehung in der Übersetzung ergibt sich aus der 0-Markierung des
sdm=f bezüglich Tempus/Modus/Handlungsverlauf und der Aussageleistung des Nominal-
satzes.
Optativisches sdm=f ist die Realisierung eines Satzes unter 0-Setzung des Subjekts.
Abschließend kann man die Syntax der mittelägyptischen Literatursprache so charakteri-
sieren: Die Sprache bevorzugt Sätze von großer synthetischer Kompaktheit bei gleichzeitig
hoher Rekursivität; der Angelpunkt der Syntax ist das Nomen/die Nominalphrase, die Verbal-
phrase ist nur eine Teilklasse, keine Kategorie des Ägyptischen, wenn auch mit wichtigen syn-
taktischen Aufgaben. Die hohe Energiestufe synthetischer Kompaktheit und ihre Auflösungs-

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