Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0068

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AMT MOSBACH. — MOSBACH.

57

zum Stifts-Chor gewordene einschiffige ältere Kirche von
der neuen dreischiffigen Anlage der Gemeindekirche.
In diesem Zustande blieb das Gotteshaus bis z. J.
1708. Damals erstand in Folge der Ueberweisung der
Kirche an beide Konfessionen die Scheidemauer zwischen
Chor und Langhaus, die heute noch steht. Im Jahre 1732
(s. unten S. 60) erfolgte schliesslich die Anlage neuer
seitlicher Eingangsthüren in den Chor, sowie eines Ober-
stockes über den südlichen Seitenkapellen daselbst, gleich-
zeitig wohl auch im Norden des Chores der Anbau der
Sakristei, die bis dahin im Untergeschoss des anstossenden,
unvollendeten Thurmes untergebracht gewesen sein wird.
Die Nordseite zeigt also unter den beiden aneinander
stossenden Pultdächern dreierlei Bautheile: den Thurm
(1410), die Doppel-Kapelle (1468) und die Sakristei (1732).
Eine umfassende Restauration des evangelischen Theils
hat zuletzt i. J. 1891 stattgefunden.

F'g' S°- Chorfenster
in der Stadtkirche zu Mosbach.

Beschreibung des Bauwerks.
/. Inneres. A. Der Chor.

Wie wir oben gesehen haben, ist dieser die ursprüngliche Kirche und in seiner ganzen
Ausdehnung erst zum Stiftschor nach Erbauung des dreischiffigen Langhauses geworden.

Er besteht aus vier kreuzgewölbten Jochen
und einem Abschluss aus 5 Seiten des
Achtecks. Die Gewölbe mit ihren Rippen
gehen in beträchtlicher Höhe von Kon-
solen aus; die tiefe Busung giebt ihnen
ein leichtes, gefälliges Aussehen. Für
die Schildbögen, die nicht durch Rippen
an der Wand begrenzt sind, erscheinen
besondere Konsolen etwas höher ange-
ordnet. Sechs weite und hohe zweitheilige
M a s s w e r k fe n s t e r (s. Fig. 3 o) gewähren
dem Lichte reichlichen Zutritt, trotzdem
der untere Theil vermauert ist. Ebenso
das grosse dreitheilige Fenster hinterm
Hochaltar (s. Fig. 31). Unterhalb der
Fenster sind breite spitzbogige Wand-
nischen mit reicher Masswerkfüllung,
zur Belebung der Wandfläche angeordnet
(s. Fig. 32).
Die Stelle, wo die Thürme beiderseitig ansetzen, verräth sich im Innern, wie erwähnt,
durch den Mangel an Fenstern in dem betr. Joch, dahinter fangen die kleinen, hoch oben
unter den Gewölben sitzenden Fenster an, welche uns beweisen, dass die Kirche von hier
an dreischiffig ohne Querschiff geplant war. Dass dies aber nicht zur Ausführung gelangt

F>g- 3'■ Chor/e/tster in der Stadtkirche zu Mosbach.
 
Annotationen