Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0083

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
7o

KREIS MOSBACH.

Glocke Die schöne grosse Glocke daselbst trägt die Inschrift: aiMO bOtnilli 111°WX°

miö in öEtti Lbm° iar ift bit gjfotfi gemarfjt taorn in aller gatte£ fjßtfiSßn

ttt aniE- Auf der einen Seite Reliefbilder des h. Stephanus und h. Laurentius, auf
der andern ein Crucifixus mit Maria und Johannes.

Inneres.

Das Erdgeschoss des Rathhauses, in welches der Thurm mit dem Ueberrest
der alten Cäcilienkirche an der Nordostecke als rechtwinkliger Einbau vorspringt, ist
ursprünglich eine einzige, jetzt durch Zwischenwände (Wachtstube und Gefängniss)
getheilte, weite dreischiffige Halle, deren rippenlose Kreuzgewölbe auf 9 in zwei Reihen
aufgestellten stämmigen Steinsäulen ruhen. (Die ungerade Säulenzahl kommt daher, dass
das eine Joch durch den einspringenden Thurm eingenommen wird, die Thurmecke also
hier die Säule vertritt.)

Zwei grosse Thoröffnungen führen hinein: die eine an der östlichen Schmalseite,
die andere in der Mitte der Südseite durch den Treppen-Vorbau hindurch. In der
Mitte der nördlichen Langseite liegt das Treppenhaus für die oberen Stockwerke. Der
stattliche Raum wird durch rundbogige Fenster ringsum hell belichtet.

Zum Hauptgeschoss gelangt man auf der steinernen offenen Freitreppe, die
mit ihren beiden Armen sich schwerfällig vor die Mitte der Südfront legt und mit einer
massiven Steinbrüstung versehen ist. (Die Tafel mit dem Adler über dem mittelsten der
drei Bogen ist neueren Ursprunges.) Drei Bogenöffnungen, von denen die mittelste den
oben erwähnten Eingang zum Erdgeschoss bildet, beleben die Vorderansicht dieses
Treppenvorbaues. Ueber dem rundbogigen Portal ist ein Schild mit dem Mosbach'schen
Wappen zwischen der Jahreszahl 1558 ausgehauen. Die Diele, die wir zunächst
betreten, war ursprünglich ein grosser luftiger Raum mit zwei Holzsäulen in der Mitte,
die den starken Unterzug der Deckenbalken trugen. In Folge der Abtrennung der hinteren
Hälfte des Raumes erscheinen diese Theile jetzt in der betr. Wand steckend.

Der grosse Saal in der Südostecke enthält an dem Kopf bände eines der beiden
Holz-Pfosten, welche die flache (restaurirte) Balkendecke tragen, die oben erwähnte (über-
malte) Jahreszahl \S5^ (*)•

In einem der Fenster eine kreisrunde Glasscheibe mit dem gemalten Wappen des
berühmten ehemaligen Heidelberger Juristen Nie Kisner (-J* 1583), eines geborenen
Mosbachers, gestiftet von Mauritius Bräunle. Eine zweite Glasscheibe ohne Inschrift und
Jahreszahl zeigt das Mosbach'sche Wappen auf blauem Grunde mit schönen schwarzen
gothischen Masswerk-Ornamenten (wenn alt, um 1500). In der Amtsstube des Bürger-
meisters nebenan eine dritte hübsche Glasscheibe (leider die Stücke bei der Reparatur
z. Th. falsch zusammengesetzt) von 159/// mit der Umschrift und dem Wappen des Kur-
fürsten Friedrichs TV".

Das oberste Geschoss enthält Wohnräume.
Archiv Das, wie erwähnt, im ersten Obergeschoss des Thurmes aufbewahrte, sehr reich-

haltige städtische Archiv mit mehreren hundert Original-Urkunden vom XIII. bis
XVIII. Jh. ist in der Oberrh. Ztschr. NF. III m 28 beschrieben worden,
äusseres Das Aeussere des Baues ist schlicht in gothisirenden Formen mit geputzten

Wandflächen und gekuppelten gradlinigen Fenstern in den beiden Obergeschossen,
welche durch ein kräftiges Gurtgesims von einander getrennt sind. Die Schwierigkeiten,
welche die Facadenbildung der Schmalseite nach dem Markte zu bot, wo der Thurm
 
Annotationen