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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0116

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AMT MOSBACH. — NECKARMÜHLBACH.

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Die Dimensionen sind kleine: bei 5,65 m Breite hat das einschiffige Langhaus
eine Länge von 13,60 m, der Chor bei einer Breite von 5,25 m eine Länge von 7,00 m.
Die Weite des Triumphbogens beträgt wegen der beiderseitig angebauten Tabernakel
kaum 2 m.

Das Schiff war flach gedeckt, ist aber jetzt mit einem Bohlen-Gewölbe überspannt.
Die ursprünglich geradlinig geschlossenen Fenster sind in spitzbogige umgewandelt worden.
Der Dachreiter vorn ist alt, aber restaurirt.

Den Hauptschmuck des Innern bilden die beiden spätgothischen Tabernakel Tabernakel
rechts und links vom Triumphbogen (s. Lichtdruck-Tafel XI), deren Entstehung durch
das erwähnte Allianz-Wappen auf die Zeit zwischen 1518 (Uebernabme des Guttenberg
durch Dietrich) und 1526 (Tod Dietrichs) festgelegt ist. Das linksseitige mit den Wappen
ist etwas reicher in der Ausstattung mit Krabbenwerk und Fialen, als das rechtsseitige;
die darunter stehenden Altäre sind schmucklose Aufbauten mit seitlichen Thüren für die
Reliquien. Die jetzt vorhandene Bemalung mit naturalistischen Pflanzen-Gewinden
hat sich streng an die unter der Tünche wiederentdeckten spätgothischen Farbenreste
angeschlossen.

Der hölzerne Emporen-Einbau des XVIII. Jhs. mit gemalten Apostelbildern an
der Brüstung ist, ebenso wie die barocke Orgel, bei der Restauration entfernt worden,
dagegen die hübsch intarsirte hölzerne Renaissance-Kanzel auf einem schmucklosen
modernen Steinpfeiler an der Südwand wieder zur Aufstellung gelangt (s. Lichtdruck-
Tafel XII).

Ueber dem Triumphbogen befindet sich eine fiachbogig geschlossene tiefe Nische, Wandgemälde
die an ihrer Rückseite ein Bild des Weltenrichters zwischen Maria und Johannes zeigt.
Die Darstellung setzte sich einst von hier beiderseitig über die Wandfläche fort, links
das Paradies, rechts die Hölle zeigend. Leider waren die Reste zu unbedeutend, um zu
einer Restauration des ganzen Fresko wieder verwendet werden zu können. Wir sehen
also hier in einer kleinen Dorfkirche die für die grossen Dome typische Anbringung des
Weltgerichtbildes am Triumphbogen nachgeahmt

In der Nische vor dem Gemälde standen bisher eine Anzahl kleiner Thonfiguren, Thonfigmen
das Abendmahl Christi darstellend, die einst wohl die Predella des Hochaltars geziert
haben mögen. Von Prof. Kornhas in Karlsruhe neuerdings trefflich wiederhergestellt,
sind sie jetzt auf den beiden Tabernakeln zur Aufstellung gelangt. Die Entstehungszeit
dieser nicht ohne Geschick und besonders in den Köpfen effektvoll behandelten Figuren
ist schwer zu bestimmen; es fehlt ihnen an Eigenart und Charakteristik der Linien.
Ich halte sie für Arbeiten des XVII. Jhs. Die Höhe der Mittelfigur, Christus, beträgt
0,60 m, die der 11 Apostel — einer fehlt — 0,43 m im Mittel (vergl. unten S. 139).

Die Seitenaltäre unter den Tabernakeln tragen alte Bildsehreinc, die eine Altarbilder
besondere Zierde des Gotteshauses bilden.

Der eine (1,0 m breit und 1,24 m hoch) enthält im Innern des Kastens die Holz-
figur einer Mater miserü ordiae. deren .Mantel beiderseitig von Kugeln getragen, in
üblicher Weise eine Anzahl knieender Figuren geistlichen und weltlichen Standes umhüllt
Vorn reiches ipätgothisches Rankenwerk, an der Hinterwand masswerkartige Verzierungen.
Aussen auf den Thürfiügeln 4 Bilder, je zwei übereinander: die Geburt Maria und
Begegnung, den Tod Maria und die h. Elisabeth von Thüringen darstellend.

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