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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0153

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KREIS MOSBACH.

Fig. 86) ist in den Schlusssteinen mit Wappen geziert (Fig. 87). Das westliche, ein Rad
mit fünf Speichen ist das der Berlichingen; das östliche, ein Gemskopf, das der Frau
des Erbauers, einer geborenen Geier von Giebelstadt. Envähnenswerth das Küchenfenster
nach dem Hofe zu durch seine originelle Form. Der Eingang zur Bäckerei ist im
Gewände wegen mangelnden Raumes schief angelegt, seine Leibung reich ornamental
skulptirt; im unteren rechten Ende deutet ein kleiner Junge mit Bretzel in der Hand auf

die einstige Bestimmung dieses

Raumes.

Das Obergeschoss bildet
jetzt einen einzigen grossen
Raum. Ursprünglich, wie es
Spuren von Zwischenwänden
zeigen, lagen nach Nord einige
Vorräume vor dem Rittersaal,
der sich nach dem Hofe zu
mit drei Doppelfenstern ein-
fachster Art öffnet.

An der Ostwand, zwischen
zwei Doppelfenstern befindet
sich der einzige architek-
tonische Schmuck, der letzte
Rest des ursprünglichen inneren
Ausbaues, ein schöner Kamin.
Die beiden seitlichen Wangen,
durch Rundstäbe und Hohl-
kehlen, die aus Rollen empor-
steigen, scharf profilirt, tragen
einen in gleicher Weise profi-
lirten horizontalen Sandstein-
sturz, auf dem der leichte, in
Backstein gewölbte Kamin-
mantel sitzt. Die Feuernische
ist aus der Mauerstärke aus-
gespart. An der nördlichen
Fensternische sind schwache
Reste einer früheren Bemalung
in weiss und ocker zu sehen, auf der östlichen Aussenseite Reste eines Abortes. Die
nördliche Giebelwand mit ihren steilen Staffeln ragt malerisch, windumbraust einsam
über der Ruine des ehemaligen Palas zum Blau des Himmels empor (s. Lichtdruck-
Tafel Xffl).

Der jüngste Bautheil ist der reizvolle Wendeltreppen-Thurm des Philipp Ernst
von Berlichingen von-1573. Er führt bis zum Berchfrit-Eingange empor und bildet
zugleich den Zugang zu den Fachwerksgeschossen, die ursprünglich über das Erd-
geschoss der Kapelle, sowie über den ersten Stock des Palasbaues, nach den Ansatz-
resten von Putz und Fachwerkbalken zu urtheilen, aufgesetzt worden waren. Ebenso

Fig. 8g a. Treppenthurm-Portal in Burg Hornberg.
 
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