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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0178

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AMT MOSBACH. — STEIN.

155

Die Schlossbaulichkeiten sind sämmtlich zweigeschossig, ohne Unterkellerung, aber
mit durchweg gewölbtem hohem Erdgeschoss in Bruchsteinmauerwerk von starken
Abmessungen hergestellt. Aeusserer Schmuck fehlt völlig. Einzig die hochaufragen-
den Giebel mit ihren die Bodengeschosse anzeigenden Horizontalgesimsen, den sanft
geschwungenen seitlichen Begrenzungslinien und dem Muschel-Abschluss obenaufgeben
dem Schlosse einen herrschaftlichen, monumentalen Charakter. Die Fenster sind durch-
weg geradlinig umrahmt und mit der üblichen spätgothischen Profilirung der Sandstein-
gewände versehen.

Als Hauptbau erscheint der Südflügel, rechts beim Eintritt in den Schlosshof,
sowohl seinen Abmessungen, als seiner Ausstattung nach. Hier ist auch der Haupt-
Eingang ins Schloss und zwar hinten neben dem Treppenthurm, der selbst ohne
Eingang vom Hofe aus, nur im Innern zur Verbindung der Stockwerke der beiden hier
aneinanderstossenden Flügel dient.

Das rundbogige weite Portal — schmucklos, mit einfacher Profilirung — führt in
eine grosse Diele, von der aus man mittelst der Schneckenstiege (von 1,75 m Breite)
des erwähnten Treppenthurmes zu den oberen Wohnräumen emporsteigt. Die übrigen
gewölbten Räume des Erdgeschosses dienen, wie durchweg auch in den beiden anderen
Flügeln, zu Stallungen und sonstigen Wirthschaftszwecken. Das Obergeschoss enthält
eine Reihe von leeren Wohnzimmern, die meistens noch die alte, im Ganzen
recht einfache Ausstattung mit Stuckdecken, Tapeten und Oefen aus dem Anfang des
XIX. Jhs. aufweisen. Die Treppe mündet hier in einer schön profilirten Rundbogenthür
und endet oben im Dachgeschoss. Der oberste Theil des Treppenthurmes ist in Fach-
werk gebaut.

Ein zweites schmuckloses und kleineres Rundbogen-Portal führt vom Hofe aus, dem
Hauptportal schräg gegenüber, in den Verbindungsbau zwischen beiden Schloss-
flügeln. Hier ist es nur eine hölzerne (erneuerte) Stiege, die nach oben führt in die
jetzt vom Pächter bewohnten schmucklosen Räume mit Aussicht nach Osten über Ort
und Flur.

Der nördliche Flügelbau, dessen geringere Tiefe sich bereits vom Vorhofe
aus durch den niedrigeren Giebel-Aufbau bemerkbar macht, endet nach hinten nicht,
wie der gegenüberliegende Hauptbau, ebenfalls mit einer Giebelfront, sondern mit einem
Rundthurm, dem einst die Aufgabe der Vertheidigung der Nordostecke des Schlosses
oblag. Diese lag nämlich frei nach aussen, während die übrigen Seiten des Schlosses
durch den Vorhof oder die Vorburg gegen direkten Angriff geschützt waren. Auch
dieser Theil des Schlosses birgt nichts bemerkenswerthes mehr, seit er zu modernen
Wohnzwecken umgebaut worden ist. Ausser den genannten beiden Portalen führen fünf
weitere kleine Rundbogen-Thüren vom Hofe aus in die verschiedenen Küchen, Stallungen
und Remisen des Erdgeschosses. —

Von alten Häusern bietet der Ort so gut wie nichts mehr.

Im Spritzenhause steht noch die alte Schloss-Feuerspritze von »1788« mit dem Feuerspritze
Dalberg'schen Wappen, reicher Schnitzerei und allerlei Bildern am Wasserkasten, ein
Prunkstück, das seine gute Erhaltung wohl nur dem Umstände zu danken hat, dass
 
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