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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0254

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222 KREIS MOSBACH.

Mit dem Uebergang des Schlosses in Wieser'schen Besitz in den letzten Jahren
des XVII. Jhs. beginnt sich abermals das Bedürfhiss nach Vermehrung der Wohnräumlich-
keiten einzustellen: es entsteht (nach 1696) zum Theil auf der unteren Thorhalle ruhend
und den Südzwinger theilend, der Wieser'sche Bau mit dem Treppenthurm neben dem
Eingange zum Burghof. In Verbindung damit erfolgte schliesslich der Aufbau eines
vierten Geschosses auf den anstossenden, westlichen Flügel der Kemenate und die Ein-
richtung des Wehrganges im südlichen Schildmauer-Flügel zu Wohnzwecken.

Damit hatte das Schloss die Gestalt gewonnen, in der es heute noch, von keinem
weiteren Unfall betroffen und von der Kriegsfurie zu wiederholten Malen glücklich ver-
schont, vor uns steht. Als ein besonders Glück ist es auch zu bezeichnen, dass die alte
Burg fortan dauernd bewohnt oder wenigstens in bewohnbarem Zustande erhalten worden
ist- Ebenso wie die Göler'schen Erben ihr Interesse an dem strittigen Besitze durch
Stiftung der Glocke des Uhrthurmes i. J. 1733 bekundet haben, so hat auch nach Ueber-
gang des Schlosses in die Hände von Kurpfalz, der damalige Besitzer Karl August von
Bretzenheim sowohl durch Stiftung der Schlossuhr i. J. 1792, als auch durch Einrichtung
der untern Schlosskapelle (Epitaph daselbst) Spuren seiner Thätigkeit am Schlosse
hinterlassen.

Die letzte Periode in der Geschichte von Zwingenberg steht im Zeichen der
Zähringer. Seit der Besitz-Ergreifung i. J. 1808 ist das Schloss der neu gegründeten
Standesherrschaft Gegenstand eifrigster Fürsorge seitens der Badischen Markgrafen
gewesen. Zahlreiche Inschriften am Bau, mit der Tafel v. J. 1822 am südlichen
Wehrgang der Zwingermauer beginnend und mit der am Uhrthurm v. J. 1840 endigend,
legen Zeugniss ab von den damals vorgenommenen Restaurationsarbeiten an den ver-
schiedensten Theilen der Befestigungs- und Wohnbauten, während die Erneuerung der
Dächer über Palas und Kemenate, sowie der Wiederaufbau des West-Rondells in der
Vorburg beweisen, dass der herrliche alte Rittersitz auch unter Grossherzog Friedrich
aufs sorgfältigste vor Verfall gehütet wird.
 
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