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5 6 AMT BRETTEN — GOCHSHEIM

Geschichte von Eberstein (1639 bis 1660) und der Maria Eleonore (geb. Gräfin von Nassau),
mit Herzog Friedrich August kam Gochsheim an die Württembergiscb-Neuen-
stadter Linie. Friedrich August (geb. 1654), ein Sohn Herzog Friedrichs von Württem-
bergisch-Neuenstadt, ein tapferer Soldat in den Kriegen gegen Ludwig XIV.,
vermählte sich am 9. Februar 1679 mrt der Ebersteinerin. Er selbst war ein
großer Freund von Antiquitäten und Kunstgegenständen (Krieg von Hochfelden
p. 207 ff.).

Im Mordbrennerkrieg rückte de Bouffleur, ein Werkzeug von Duras, der am
1. August ein trauriges Schreiben an den Ort absandte (dasselbe im GLA. unter
den Gochsheimer Spez.Akt. sub Kirchenordnung), vor Gochsheim, obwohl Herzog
Friedrich August Vorstellungen gemacht, daß er ein apanagierter Prinz sei und ihn
die Feindseligkeit Frankreichs gegen Württemberg nichts angehe, er auch nicht in
kaiserlichem Dienst gestanden. Ein französischer Offizier du Mont, der sich über
die Greueltaten seiner Untergebenen selbst entsetzte und deswegen in den Verdacht
der Spionage kam, hat uns in einem Briefe von Straßburg aus eine Schilderung jener
traurigen Tage von Gochsheim hinterlassen. Er schrieb im September 1689 nicht
ohne bitteren Hohn und Abscheu über das barbarische System Ludwigs XIV. und
seiner entmenschten Generäle:

»Nur Weingarten und Bruchsal versuchten unserem Vorrücken Einhalt zu
thun; aber nach zwei Tagen wurden sie gezwungen, sich unserem Willen zu fügen
und sowohl Truppen wie auch Einwohner wurden als Kriegsgefangene weggeführt,
während die Städte mit derselben Strenge behandelt wurden, welche die vorher
schon erwähnten (Heidelberg und Sinsheim) von den einrückenden Truppen hatten
empfinden müssen. Zu gleicher Zeit gelangte Monsieur de Bouffleur vor eine
kleine Stadt, Namens Cochheim, in welcher 600 Mann lagen, und gab, befürchtend,
daß die Stadt Entsatz erhalten möchte, sogleich Befehl zu einem Angriff, welcher
mit großer Tapferkeit sowohl ausgeführt als auch aufgenommen wurde. Der Angriff
dauerte zwei Stunden, wonach unsere Leute sich zurückziehen mußten. Der Major
aber, welcher die Stadt befehligte, ging zufrieden mit dem großen Erfolge und
glaubend, daß der Mut der Truppen so sehr geschwächt sei, daß sie kaum wagen
würden, wieder sich dorthin zu wenden, wo es ihnen so schlecht ergangen war, nach
Hause, um sich mit einem Glase seines Lieblingsweines zu stärken, anstatt Vorkeh-
rungen zu treffen, um einen Überfall zu verhüten. Unterdessen befahl Monsieur de
Bouffleur auf ein aus der Stadt von einem Spion gegebenes Zeichen seinen Dragonern,
den Angriff zu erneuern, was auch sofort mit größerer Gewalt als vorher geschah.
Die Stadt erstürmend, eilten sie zum Waffenplatz, wo die Mannschaften aufgestellt
waren. Diese wurden ohne Gnade niedergehauen. Das Gemetzel dauerte
drei Stunden, während welcher Zeit Männer, Weiber und Kinder
ohne Gnade förmlich abgeschlachtet wurden. Die Wut der Soldaten
kannte keine Grenzen und erst die wiederholten Befehle des Generals setzten dem
Gemetzel ein Ziel.« . . . Von hier aus setzte Monsieur de Bouffleur seinen Marsch
fort und brandschatzte die Städte Beyseresch (wohl Bretten), Thoun, Hellesheim
(Heideisheim), Megem (Meckesheim), Ulmgau, Kerpen (Kürnbach). — Brief des fran-
zösischen Offiziers du Mont aus Straßburg im September 1689, abgedruckt im Mann-
heimer Familienblatt XXV (1887) Nr. 76.
 
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