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AMT BRETTEN — NUSSBAUM I 2 7

Häuser mit altem, tüchtigem Fachwerk, z. B. Nr. 88, Nr. 147, Nr. 183. Meistens Häuser
verputzt. Ehem. Pfarrhaus, ein Fach werkbau von 1680. Inzwischen abgebrannt.

Gasthaus »Zum Adler«, gegenüber der Kirche. Schönes schmiede- Wirtsschild
eisernes Rokokoschild mit kurpfälzischem Wappen in Rocaille. Typisch für die
Gegend der schildtragende Vogelkopf.

Nepomukstatue an der Brücke beim Schafgraben, überlebensgroß. Mitte Nepomuk
des 18. Jhs.

NUSSBAUM

Mitteil. d. bad. histor. Kommiss. Nr. 17 (1895), 87; Nr. 25 (1903), 69.

Feigenbutz, Kraichgau 17 3 f.

Geschichte. Nußboum um 1100; Nuzboumin 1216; Nuzbon 1273; Nusbom Geschichte
1539. — Als Nuzboumen im Lorscher Kodex um 884 erwähnt. Früh waren die
Grafen von Eberstein hier begütert, auch das Kloster Herrenalb hatte bereits 1262
ansehnlichen Besitz daselbst. Frauenalb hatte Anteil am großen Zehnten. Albrecht
von Zeutern verkaufte 1452 sein Viertel am Dorflehen an das Kloster Herrenalb,
Markgraf Karl von Baden vertauschte 1460 an dieses Kloster sein Kirchenpatronat
zu Nußbaum gegen Pfründen an der Michaelskirche zu Pforzheim. Mit Herrenalb
ging der Ort an Württemberg über, bis er 1806 an Baden fiel.

Römisches. In der »Sandhecke« des Waldes südöstlich 1 km von Nußbaum Römisches
nahe einer Quelle eine römische Villa. Schon unter württembergischer Regierung,
zur Zeit Herzog Karls, wurden verschiedene Funde daselbst gemacht, darunter an-
geblich auch ein jugendlicher Herakles, eine heute in der Stuttg. Staatssamml. be-
findliche Bronzestatuette (Wagner II, 11.1, mit Abbild.).

Ev. Kirche St. Stephan. Sie wird 1388 erst erwähnt, 1492 wiederhergestellt. Stephans-
Mit Herrenalb ging das Patronat und die Kastenvogtei an die Herzöge von Württem-
berg über. 1811 Erweiterung der Kirche nach Westen, 1904/05 Restauration des
Langhauses und Turmes (Fig. 65).

Der Chor der genau östlich orientierten Kirche mit dem Turm darüber ge- Chor
hört zwei Bauzeiten an, der Frühgotik und der Spätgotik um 1500. Der ältere Chor
war eine fast viereckige, geradlinig abschließende Anlage. Über der Chorwölbung noch
die östliche Oberwand erhalten, deren Untermauer man später ausbrach und mit einem
dreiseitigen Abschluß von geringer Tiefe versah. An die alten Turmecken setzte
man als Widerlager für die obere Turmmauer einfache Strebepfeiler mit geschweiftem
Giebelschluß. Ebenso ist die Hochwänd über dem Triumphbogen, die westliche Turm-
wand, älter als die Choreindeckung, da diese einen früheren Durchgang vom Turm
zum Kirchendach halb überschneidet und verdeckt. Die- ehedem tief gekehlten Chor-
fenster völlig verändert und mit modernem Maßwerk versehen.

Über dem zweiten Geschoß geht der Chorturm ins Achteck über. Dieses TUrm
mit einem Gurtgesims und spitzbogigen Schallöifhungen, laut Inschrift auf der süd-
westlichen Mauerabschrägung 1578 erbaut. Im Innern des Chores, der durch eine
Fachwerkmauer (wohl 1811) in zwei Hälften geteilt wurde, tragen gekehlte Rippen,
die unter Verschneidung unvermittelt den Wänden entsteigen, ein einfaches Netz-
gewölbe. Die ehemals an der Nordseite des Chores befindliche Sakristei brach man
 
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