Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AMT BRETTEN — MÜNZESHEIM

II9

mation abgerissen. Neubau der jetzigen Kirche 1856 begonnen, 1859 vollendet unter Martins-
Benutzung alter Werkstücke und Konstruktionen im Chor. Um die Kirche der alte
Friedhof, anscheinend bis in fränkische Zeit zurückreichend.

Der dreiseitige, eingezogene Chor mit vorgelegtem Joch wohl auf den Beschreibung
Grundmauern des alten errichtet. Dreiviertelsäulchen stehen in den Chorecken, je
zwei teilen das Joch in drei Felder, zwei
weitere in der Ecke des Triumphbogens.
Diese zehn Säulchen, die diensteartig ein
Netzgewölbe mit Kappenschluß auf spät-
gotischen Rippen tragen, stehen auf hohen
Basen mit tiefer Kehlung und Schräg-
sockel. Ein ringartiges Gewinde leitet zu
den spätgotischen Kapitalen mit angeleg-
ten, tief ausgearbeiteten Blättern oder
würfelartigen Abschlüssen mit Wappen-
tafeln über. Von diesen nur das Kirch-
heimsche Wappen in Relief ausgeführt,
die andern, früher vielleicht farbig, jetzt
übertüncht. Deckplatte mit tiefer Kehle
darüber.

Schlußsteine, von Osten nach Westen:
1. Wappenvereinigung von Kirchheim und
Handschuchsheim (Handschuh auf das
Ankerkreuz gelegt; vielleicht Elisabeth
vonHandschuchsheimum 1440). 2. Allianz-
wappen von Kirchheim und Hohenburg
(= Johann Hofwart von Kirchheim und
Elisabeth von Hohenburg i. E. um 1450;
Schild gespalten, .vorn ein Ankerkreuz in
der unteren Hälfte des Feldes, hinten Stern
oben im Feld). 3. Kirchheim allein im
Schild beim Triumphbogen. Über der Tür
der an der Nordseite gelegenen Sakristei
oberhalb eines leeren Kreuzes ein rundes
Steinrelief mit einem Christuskopf. Tüch-
tige Arbeit, wohl ein Schlußstein aus der
früheren Kirche.

Turm an der Westfront. In dem-
selben inwendig in Emporenhöhe zwei Fratzen aus Stein eingemauert (Fig. 61).
Die eine ein Menschenkopf mit schematischem Bart und Schweinsohren, quadratisch
eingefaßt; die andere ein komisches Gesicht, rund gearbeitet wie ein Schlußstein.
Vielleicht stammen beide Fratzen als apotropäische Abzeichen von einem der ab-
gebrochenen Tore des Fleckens oder aus dem Schloß. Zeit etwa 15. Jh.

Glocken. 1. Die größte der dreien mehrfach umgehängt. Durchmesser unten
1,10 m, auf dem Mantel die Reliefs des hl. Martin zu Pferd, das Gewand zerteilend,

Fig. 61. Fratzen im Kirchturm zu Münzesheim.
 
Annotationen