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I 68 AMT BRETTEN — ZAISENHAÜSEN

Hause. ANNO MDCCXVI

SCHAAR, HAPPEN UND TRAUBEN FEIN,
LASS ICH HAUEN AUF DIESEN STEIN,
DAMIT ZU ZEUGEN MEINEN STAND,
WEIL ICH BA UR PETER DEHN GENANT.
ELN WÜRTH ICH AUCH AN JETZT WIL SEIN
UND GIB DEN GÄSTEN GUTEN WEIN.

Haus Nr. 123. Fachwerkbau des 16. Jhs. mit Veränderung von 1781. Zahn-
schnittfries an den Fußschwellen der Giebelseite, gediegene Holzverstrebungen und
Renaissancevoluten an der Vorkragung der Doppelfenster.

Sonst noch eine Reihe bemerkenswerter Holzbauten, wie etwa Nr. 27 von
1747 oder Nr. 39 von 1708, mit Kerbschnitzverzierungen an den Eckständern.
Ehem.Bad Ehem. Bad. Im Jahre 1713 wurde eine Viertelstunde unterhalb Zaisenhausen

im Wiesental nach Sickingen zu von dem Züricher Krämer Joh. Sturtz eine Schwefel-
quelle entdeckt. Durch Verwenden des Unteröwisheimer Amtmanns ließ Eberh. Ludwig
von Württemberg den »Wunderbrunnen« fassen und ein Badhaus errichten, da »sich
nicht nur täglich aus der Nachbarschaft 20. 30 Personen mit Flaschen, Krügen,
Gläsern, Fäßlein und dergleichen Geschirren bei solcher Quelle eingefunden«, sondern
»öffters in einem Tag zu 150. 200 Fremde angekommen, ihren betrübten Zufällen ein
balsamisches Heilmittel zu finden«. (Brigelius, 4; Heimhilger 1863, A4.) Als Zaisen-
hausen 1747 an Pfalz kam, ließ der Kurfürst neue Gebäude erstellen und das Bad
komfortabler einrichten durch Anlage eines großen »Trinck-Saals«, eines Badhauses
mit zwei Haupt- und mehreren Nebenbassins, Zimmern und Stallungen für vornehme
Gäste. Noch ist ein Plan der gesamten Anlage von 1760 erhalten, entworfen von
U. L. H. F. und gezeichnet von Ferd. Denis. Hier sehen wir das zweistöckige neue
Badgebäude mit Mansardendach, in der Mitte ein dreigeschossiges Risalit mit Zwiebel-
. türmchen darüber, an der Rückseite vorspringende einfachere Flügelbauten; ferner
ein Sommerhaus auf der Anhöhe und groß angelegte Parkanlagen samt Alleen und
verschlungenen Wegen, die das Monogramm Carl Theodors und seiner Gemahlin
wiedergeben, eine Apotheke, eine Kapelle, die von Franziskanern bedient wurde, und
»süße Springbrunnen«.

Drei Menschenalter lang war dann Zaisenhausen ein kleines Modebad, das
auch von Fürstlichkeiten besucht wurde. Anfang des ig. Jhs. kam es in Abgang,
die Gebäude wurden vom badischen Staate verkauft und die Alleen niedergeschlagen.
Heute erinnert nur noch der Name »Badwäldchen« an den »Gesundbrunnen« und
die einstige kleine Herrlichkeit.
 
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