11g AACHEN.
Kreuz ;m der Schulter22*, und lässl die also Bezeichneten nicht abziehen, sondern schliessl
sie ein. Indess als er siegreich heimkehrt, findet er die Eingeschlossenen todt.223
4. Unigelten von drei anderen Zelten erblicken wir das geöfihete kaiserliche Zelt
und schauen in demselben Carl den Grossen zwischen zwei jungen Personen sitzend, von
denen er die eine mit der Linken umarmt, während die andere sich nahe an ihn hält. Eine
dritte kleine Person kniet am Boden. Links sehen wir dann die Krieger ruhen, und einer
unter ihnen, welcher eine der in die Erde gesteckten blühenden Lanzen emporzieht. Rechts
ziehen diese Krieger mit den blühenden Lanzen in die Schlacht. Die Umschrift lautet:
(Audet quaerendi sortem, qui sint) perimendi. Wem zu sterben bestimmt sei, wagt er zau-
dernd zu fragen.
Ne dubitanda foret hec questio, lancea floret Dass kein Zweifel verbliebe der Frage, so
blühet die Lanze
Tempore nocturno morituris marte diur(no).224 Derer bei Nacht, die Tags drauf endigen soll-
ten im Kriege.
Turpin meldet nun an zwei Stellen, c. 8 u. c. 10, dass vor zwei Schlachten, welche
Carl dem Könige Agoland lieferte, jedesmal Diejenigen, welche in derselben fallen sollten,
ihre am Abend in die Erde gesteckten Lanzen am Morgen blühend fanden. Käntzeler ent-
scheidet sich für die erste dieser beiden Schlachten am Flusse Cera, weil dort Milo, der
Vater Roland's, fiel, und er in der Person, welche Carl umarmt, den Abschied nehmenden
Milo sieht. Da in der Reihenfolge bei Turpin die Schlacht mit dem Lanzenblühen vor dem
Kampfe mit Furre kommt, was allerdings auch bei Meinet der Fall ist, so glaubt er, dass
die richtige Reihenfolge der Reliefs verwechselt sei. Wir sind anderer Meinung. Da wir
einestheils mit dem Turpin als Quelle für sammtliehe Reliefs doch nicht auskommen, brau-
chen wir auch nirgendwo dessen Reihenfolge einzuhalten, worauf wir indess noch zurück-
kommen. Vor allem scheint uns die dargestellte Thatsache eine andere zu sein. Die Per-
sonen, die im Zelte sitzen, scheinen fast zu liegen. Sitzende Umarmungen eignen sich wenig
als Abschiedsscenen zwischen Feldherrn. Zudem fehlt dem vermeintlichen Milo der Helm,
den er im Augenblicke des Ausziehens wol tragen würde. Zwei Zeiten sind in unserem
Relief angedeutet. Links das Ende der Nacht; denn drei Krieger schlafen dort noch. Rechts
der spätere Morgen; denn die Krieger ziehen aus. Da bei diesem Auszuge Carl sicher nicht
im Zelte würde ruhen bleiben, so nehmen wir an, dass auch bei ihm noch Nacht ist und er
mit den Genossen der Ruhe pflegt. Mit Männern pflegt man aber nicht in dieser umarmen-
den Nähe zu schlafen. Es werden also Frauen sein. Und dass wir in diesen Personen
allenfalls Frauen sehen dürfen, lassen an einigen Figuren, z. R. der letzten links, deutlich
die schwellenden Rrüste, die langen Haare, z. R. der stehenden Figur links neben dem
222. Häufig berichte» mittelalterl. Schriften, dass plötzlich Kreuze auf den Kleidern von Personen
gesehen wurden, z.B. Herim. v. Reichenau, ad an. 958; Widuchind, Iii). III. c. 61: Thiet-
mar, II. c. 22.
223. Hamburger Lehen Carl's, p. 372, erzählt dasselbe,
224. Die in Klammern stellenden Worte fehlen jetzt in der beschädigten Inschrift und sind von uns
muthmaasslich ergänzt.
Kreuz ;m der Schulter22*, und lässl die also Bezeichneten nicht abziehen, sondern schliessl
sie ein. Indess als er siegreich heimkehrt, findet er die Eingeschlossenen todt.223
4. Unigelten von drei anderen Zelten erblicken wir das geöfihete kaiserliche Zelt
und schauen in demselben Carl den Grossen zwischen zwei jungen Personen sitzend, von
denen er die eine mit der Linken umarmt, während die andere sich nahe an ihn hält. Eine
dritte kleine Person kniet am Boden. Links sehen wir dann die Krieger ruhen, und einer
unter ihnen, welcher eine der in die Erde gesteckten blühenden Lanzen emporzieht. Rechts
ziehen diese Krieger mit den blühenden Lanzen in die Schlacht. Die Umschrift lautet:
(Audet quaerendi sortem, qui sint) perimendi. Wem zu sterben bestimmt sei, wagt er zau-
dernd zu fragen.
Ne dubitanda foret hec questio, lancea floret Dass kein Zweifel verbliebe der Frage, so
blühet die Lanze
Tempore nocturno morituris marte diur(no).224 Derer bei Nacht, die Tags drauf endigen soll-
ten im Kriege.
Turpin meldet nun an zwei Stellen, c. 8 u. c. 10, dass vor zwei Schlachten, welche
Carl dem Könige Agoland lieferte, jedesmal Diejenigen, welche in derselben fallen sollten,
ihre am Abend in die Erde gesteckten Lanzen am Morgen blühend fanden. Käntzeler ent-
scheidet sich für die erste dieser beiden Schlachten am Flusse Cera, weil dort Milo, der
Vater Roland's, fiel, und er in der Person, welche Carl umarmt, den Abschied nehmenden
Milo sieht. Da in der Reihenfolge bei Turpin die Schlacht mit dem Lanzenblühen vor dem
Kampfe mit Furre kommt, was allerdings auch bei Meinet der Fall ist, so glaubt er, dass
die richtige Reihenfolge der Reliefs verwechselt sei. Wir sind anderer Meinung. Da wir
einestheils mit dem Turpin als Quelle für sammtliehe Reliefs doch nicht auskommen, brau-
chen wir auch nirgendwo dessen Reihenfolge einzuhalten, worauf wir indess noch zurück-
kommen. Vor allem scheint uns die dargestellte Thatsache eine andere zu sein. Die Per-
sonen, die im Zelte sitzen, scheinen fast zu liegen. Sitzende Umarmungen eignen sich wenig
als Abschiedsscenen zwischen Feldherrn. Zudem fehlt dem vermeintlichen Milo der Helm,
den er im Augenblicke des Ausziehens wol tragen würde. Zwei Zeiten sind in unserem
Relief angedeutet. Links das Ende der Nacht; denn drei Krieger schlafen dort noch. Rechts
der spätere Morgen; denn die Krieger ziehen aus. Da bei diesem Auszuge Carl sicher nicht
im Zelte würde ruhen bleiben, so nehmen wir an, dass auch bei ihm noch Nacht ist und er
mit den Genossen der Ruhe pflegt. Mit Männern pflegt man aber nicht in dieser umarmen-
den Nähe zu schlafen. Es werden also Frauen sein. Und dass wir in diesen Personen
allenfalls Frauen sehen dürfen, lassen an einigen Figuren, z. R. der letzten links, deutlich
die schwellenden Rrüste, die langen Haare, z. R. der stehenden Figur links neben dem
222. Häufig berichte» mittelalterl. Schriften, dass plötzlich Kreuze auf den Kleidern von Personen
gesehen wurden, z.B. Herim. v. Reichenau, ad an. 958; Widuchind, Iii). III. c. 61: Thiet-
mar, II. c. 22.
223. Hamburger Lehen Carl's, p. 372, erzählt dasselbe,
224. Die in Klammern stellenden Worte fehlen jetzt in der beschädigten Inschrift und sind von uns
muthmaasslich ergänzt.