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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 32.1916-1917

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Römer, E.: Von deutscher nationaler Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.13746#0150

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Ursprungs sich zur Geltung durchgerungen
hatte, bestritt ihm Hans Thoma die Berech-
tigung, als alleinseligmachende Malerei zu
gelten. Thomas Kunst und die manches an-
deren zeugt für die Wahrheit seines Ein-
spruchs. Als jener Impressionismus unsere
Galerien zu überfluten drohte, erscholl pro
domo ein Protest deutscher Kunst. Das war,
ehe dieser Krieg aller deutschen Gesinnung
den Nacken steifte. Wenn nicht alle Zeichen
trügen, bereitete sich ein Erstarken unserer
Kunst vor. Nun heißt es warten, bis die
furchtbar flutenden Gewässer dieser neuen
Sintflut verrauscht sind. Und warten, be-
scheidentlich warten, ist überhaupt des
Kunstbetrachters Bestimmung. Kein noch so
schönes Programm kann wahre Kunstwerke
hervorzaubern. Das kann nur der Genius,
dem alle folgen. Der Genius, den der Straß-

burger Goethe angerufen hat: „Heil dir,
Knabe! der du mit einem scharfen Aug' für
Verhältnisse geboren wirst, dich mit Leich-
tigkeit an allen Gestalten zu üben. Wenn
denn nach und nach die Freude des Lebens
um dich erwacht und du jauchzenden Men-
schengenuß nach Arbeit, Furcht und Hoff-
nung fühlst; wenn dann männlicher die ge-
waltige Nerve der Begierden und Leiden in
deinem Pinsel lebt, du gestrebt und gelitten
genug hast und genug genossen und satt bist
irdischer Schönheit und wert bist, auszu-
ruhen in dem Arme der Göttin, wert an
ihrem Busen zu fühlen, was den vergötterten
Herkules neu gebar — nimm ihn auf, himm-
lische Schönheit, du Mittlerin zwischen Göt-
tern und Menschen, und mehr als Prome-
theus leit' er die Seligkeit der Götter auf die
Erde!"

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