G.COURBET
BILDNIS DES MALERS DUPONT (1868)
Ein besonderes Verdienst um die buchtechnische
Ausstattung hat sich der Verlag erworben, insbeson-
dere bei der geschmackvollen Anordnung der farbi-
gen Reproduktionen der Vollbehrschen Originale.
K. Voll
Werner, Alfred. Impressionismus und
Expressionismus. M 1.50. Leipzig und Frank-
furt a. M., Kesselringsche Hofbuchhandlung.
Eine philosophische Auseinandersetzung. — Der
Verfasser kastelt die Kunstwerke in die Fächer:
impressionistisch, expressionistisch und klassisch
ein und ist damit offenbar zufriedener als die, die
den reichen Schatz der Künste so vielgestaltig und
vielartig kennen, daß ihnen nie der Gedanke an
eine so einfache Schematisierung gekommen ist.
Alfred Werner muß sich eben wie die meisten
seiner kunstphilosophischen Kollegen den Vorwurf
gefallen lassen, daß er viel zu wenig von Kunst-
werken und Künstlern gesehen hat. Seine Kritik
des Realismus, Naturalismus, Impressionismus
und Expressionismus ist viel zu dürftig, als daß
man auf reiche künstlerische Anschauung schließen
könnte. Ist denn wirklich für den echten Impres-
sionisten die Kunstseele etwas Gleichgültiges?
Macht sich wirklich beim wahllosen Realismus
ein die Kunst herabwürdigender Zug stark bemerk-
bar? Entsteht wirklich nur aus der Vermählung
des Impressionismus und Expressionismus die
klassische Kunst? Ist der Impressionismus tat-
sächlich nur eine kalte seelenlose Schönheit? Der
Verfasser bekennt, daß er in der Betrachtung von
Werken extrem-expressionistischer Richtung nie-
mals Genuß empfunden hat und nennt doch ganz
zutreffend die deutsche Kunst ihrer Gesinnung
nach stark expressionistisch. — Ist bei so schwachen
Genüssen innerhalb jener beiden Richtungen der Ver-
fasser nicht doch vielleicht selbst etwas zu schlecht
im Kunstgenuß und in der Kunstbetrachtung weg-
gekommen? Gewiß enthält die Schrift manch Gutes,
aber überzeugende Kraft bleibt ihr nach jeder Rich-
tung versagt. Wer über Kunst urteilt, muß mehr ge-
sehen als gelesen haben, muß sehen, sehen, fühlen
bis zur Leidenschaft — dann erst ist's Zeit zu philo-
sophieren über die Arten der Kunst. e. w. Bredt
316
BILDNIS DES MALERS DUPONT (1868)
Ein besonderes Verdienst um die buchtechnische
Ausstattung hat sich der Verlag erworben, insbeson-
dere bei der geschmackvollen Anordnung der farbi-
gen Reproduktionen der Vollbehrschen Originale.
K. Voll
Werner, Alfred. Impressionismus und
Expressionismus. M 1.50. Leipzig und Frank-
furt a. M., Kesselringsche Hofbuchhandlung.
Eine philosophische Auseinandersetzung. — Der
Verfasser kastelt die Kunstwerke in die Fächer:
impressionistisch, expressionistisch und klassisch
ein und ist damit offenbar zufriedener als die, die
den reichen Schatz der Künste so vielgestaltig und
vielartig kennen, daß ihnen nie der Gedanke an
eine so einfache Schematisierung gekommen ist.
Alfred Werner muß sich eben wie die meisten
seiner kunstphilosophischen Kollegen den Vorwurf
gefallen lassen, daß er viel zu wenig von Kunst-
werken und Künstlern gesehen hat. Seine Kritik
des Realismus, Naturalismus, Impressionismus
und Expressionismus ist viel zu dürftig, als daß
man auf reiche künstlerische Anschauung schließen
könnte. Ist denn wirklich für den echten Impres-
sionisten die Kunstseele etwas Gleichgültiges?
Macht sich wirklich beim wahllosen Realismus
ein die Kunst herabwürdigender Zug stark bemerk-
bar? Entsteht wirklich nur aus der Vermählung
des Impressionismus und Expressionismus die
klassische Kunst? Ist der Impressionismus tat-
sächlich nur eine kalte seelenlose Schönheit? Der
Verfasser bekennt, daß er in der Betrachtung von
Werken extrem-expressionistischer Richtung nie-
mals Genuß empfunden hat und nennt doch ganz
zutreffend die deutsche Kunst ihrer Gesinnung
nach stark expressionistisch. — Ist bei so schwachen
Genüssen innerhalb jener beiden Richtungen der Ver-
fasser nicht doch vielleicht selbst etwas zu schlecht
im Kunstgenuß und in der Kunstbetrachtung weg-
gekommen? Gewiß enthält die Schrift manch Gutes,
aber überzeugende Kraft bleibt ihr nach jeder Rich-
tung versagt. Wer über Kunst urteilt, muß mehr ge-
sehen als gelesen haben, muß sehen, sehen, fühlen
bis zur Leidenschaft — dann erst ist's Zeit zu philo-
sophieren über die Arten der Kunst. e. w. Bredt
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