Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

DOI Artikel:
Gräff, Walter: Bildererhaltung durch Gesundung der Maltechnik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0078

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MAX MAYRSHOFER

ABENDUNTERHALTUNG

feststellen läßt. Jedoch können die Bilder mit
Erfolg nur dann zur Beobachtung herangezogen
werden, wenn bekannt ist, wie und mit was der
Künstler gearbeitet hat. Wäre dies einwandfrei
festgelegt, dann würden öffentliche Galerien
neben ihrem Hauptzweck, Werke von bleiben-
dem Wert zur Erbauung, zum Genuß und zur
Belehrung zu sammeln, auch der schaffenden
Zukunft dienen können, indem an ihren Ge-
mälden das Verhalten der Malstoffe studiert,
die Güte der verschiedenen Verfahren gegen-
einander abgewogen und damit die unbedingt
notwendige Gesundung unserer zerfahrenen
handwerklichen Ausübung herbeigeführt wer-
den könnte.

Zu diesem Ende wird vorgeschlagen — und
die Bayerischen Staatsgalerien gehen hier in der
Ausführung voran —, daß jedem lebenden Künst-
ler, von dem eine öffentliche Galerie unmittelbar
ein Gemälde erwirbt — und wenn möglich auch,
wenn dies aus zweiter oder dritter Hand ge-
schieht — die Auflage gemacht wird, einen Frage-
bogen auszufüllen, aus dem alle diese handwerk-
lichen Vorgänge erkenntlich sind*).

•1 Die Bayerischen Staatsgemäldesammlun° en werden Frage-
bogen etwa nach folgendem Musier herausgeben: Grund-
träger: i. Bei Holz: Holzart, abgelagert, wie lange? 2. bei
Leinwand: Sorte, Bezugsquelle? 3. bei anderem Stoff ent-
sprechende Frage. — B) Grundierung: z. ?*elostverfertigte:
Art und Be andlung; 2. fertig bezogene: Art und Bezugs-
quelle. — C) Aufnau und Ausführung: 1. Malverfahren:
Tempera, Öl, Emulsion oder welches gemischte Verfahren?

Diese Urkunden sind bei den Direktionen
aufzubewahren. Sie dienen bei auftretenden
Schäden zur Erkenntnis der Fehlerquellen, und
sie geben zugleich dem Restaurator die Möglich-
keit, Maßregeln zu ihrer Behebung zu treffen.

Veröffentlichungen über den Zustand der Ge-
mälde und die Erfahrungen, die mit den Mal-
stoffen gemacht worden sind, über deren Vor-
züge und vor allem deren Fehler, Veröffent-
lichungen, in denen erfahrene Techniker, Restau-
ratoren und Museumsbeamte ihre Beobachtun-
gen niederlegen, werden zum Ausschalten von
geringwertigen Stoffen und zur Vermeidung von
nicht bewährten Verfahren führen ; wohlbewährte
können bekannt gemacht und empfohlen werden,
kurz, diese Urkunden werden so überaus wert-
volle Stützen zur Erhaltung der Werke selbst
abgeben und als Anhalte und Unterlagen zur
Erkenntnis und zur Verbesserung des Handwerks
dienen.

Der Künstler wird durch die Veröffentlichun-
gen auf manche Fehler bei dem Aufbau seiner
Bilder aufmerksam werden, er wird auch in
der Wahl der gekauften Malstoffe vorsichtiger

2. Farben; a) bei selbstgeriebenen: Bezugsquelle der Trocken-
farben; b) bei fertig bezogenen: Fabrikat. Sind einzelne Farben
anderer Fabriken verwandt? 3. Bindemittel: Art und bezugs-
quelle. (Nur bei selbstgeriebenen Farben); 4. Malirittel: Be-
standteile und Fabrikate: 5. Trockenmittel: Bestandteile und
Fabrikate; 6. Zwischenfirnisse: Sind solche während der Aus-
führung verwandt und welche? 7. Schlußfirnis: Art und Fa-
brikat. Wie lange hatte das Bild Zeit zum Trocknen?

67
 
Annotationen