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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Uhde-Bernays, Hermann: Louis Kolitz: zur Ausstellung seines Nachlasses in der Galerie Heinemann, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0384

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LOUIS KOLITZ

IN VALI DEN HOSPITAL, PARIS

LOUIS KOLITZ

ZUR AUSSTELLUNG SEINES NACHLASSES IN DER
GALERIE HEINEMANN, MÜNCHEN

Der Name Louis Kolitz ist nur einmal und nur für
ganz kurze Zeit, einige Monate vor dem Aus-
bruch des Krieges, dem damals auf veränderte
künstlerische Bewertungen noch eifrig horchen-
dsn Publikum zugerufen worden. Damals erwarb
die Berliner Nationalgalerie eine sonnenerfüllte
Impression von verblüffender Virtuosität und
Keckheit der Malerei, „Hof desTuilerienpalastes",
1879 datiert und Monet unbedenklich zuzuschrei-
ben, aber durch die Unterschrift der deutschen
Kunst als ein Meisterwerk von entwicklungsge-
schichtlicher Bedeutung gesichert. Es ist bezeich-
nend für die oberflächlichen Gewohnheiten, die bei
der kunstkritischen Betrachtung unserer deut-
schen Kunstwerke des vergangenen Jahrhunderts
vorherrschen, daß eine Wahrnehmung, die bei
dem Erscheinen eines neuentdeckten französi-
schen Bildes in der genannten Sammlung zweifel-

los begeisterte Zustimmungen allenthalben ge-
funden haben würde, vor der deutschen Arbeit
nur ein an Enttäuschung grenzendes Erstaunen
auslöste, und man sich sogleich bemüßigt fühlte,
daran zu erinnern, daß dieser Akademiedirektor
Louis Kolitz in Kassel doch recht mäßige
Schlachtenbilder und sehr flaue Bildnisse gemalt
habe. Die Hinweise auf seine Tätigkeit, die
Muther und Meier-Graefe, Gurlitt und Hamann
unbekannt geblieben war, verschwanden mög-
lichst rasch wieder in der Versenkung.

Hierauf mußte ausführlich gewiesen werden,
weil es symptomatisch ist. Kein anderes deut-
sches Museum ist dem Beispiel der National-
galerie gefolgt, trotz mehrfacher Anregungen
der Erben des kurz nach jenem Ankauf ver-
storbenen Meisters. Daß sie sich nunmehr ent-
schlossen haben, aus dem sehr geschickt gesich-

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