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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Max Klinger†
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Kurth, Willy: Metzner-Gedächtnis-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0432

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OSCAR BEGAS

Bildnisaussielluvg in

MAX KLINGER f

Die Nachricht vom Ableben Max Klingers er-
reicht uns in dem Augenblicke, in welchem
wir unser Heft zum Druck geben müssen, so
daß wir uns heute darauf beschränken, die Trauer-
botschaft, die nach den seit längerer Zeit über
den Gesundheitszustand des Künstlers bekannt ge-
wordenen Mitteilungen j a nicht mehr überraschend
kommt, zu registrieren. Wir kommen auf das
Schaffen Klingers in unserem nächsten Hefte zu-
rück und verweisen heute auf unsere mehrfachen
illustrierten Veröffentlichungen über den Meister
im Jahrgang 1894 95 Dezember, Jahrgang 1901 2
Februar, Jahrgang 1908 9 April.

METZNER-GEDÄCHTNIS-
AUSSTELLUNG

Tm Park und in den großen Ateliers des schönen
* Hauses des verstorbenen Bildhauers Franz Metz-
ner in Zehlendorf bei Berlin hat jetzt die Witwe des
Künstlers eine Gedächtnisausstellung mit Unter-
stützung von Freunden veranstaltet. Sie ist eine
sehr würdige Veranstaltung und erhält durch die
schöne Umgebung einen sehr persönlichen Charak-
ter. Ein starker Wille, ein freudiger Schaffensopti-
mismus, geben dem Werk Metzner beinahe etwas
Unzeitgemäßes. Mit dieser jugendlichen Unbedenk-
lichkeit stürmte auch der Begasbarock einst mit

KINDERBILDNIS

der Berliner Akademie

frohen Sinnen auf die Materie ein; er kannte nicht
das schwere Geblüt des jüngeren Expressionismus.
So entstand ein Stil, der ganz ähnlich wie bei Begas,
das Ungefähre der Gesamtwirkung als Letztes hin-
nimmt. Hierin lag die Begabung Metzners für das
Großdekorative. Seine künstlerische Phantasie war
im Barock beheimatet. Sein Aufstieg fiel aber in
eine kunstgewerbliche Stilsucherzeit, etwa nach
1900, die geneigt war, der Wirkung des Ganzen zu-
liebe, die Formel an Stelle der Form und die Stili-
sierung an Stelle des Stils zu setzen. Metzner fand
seine Stilisierung aus dem architektonischen Hin-
tergrund heraus, der nicht wie in den alten Kün-
sten ein gegebener, sondern ein gestellter war. Man
hatte keinen Stil, sondern schuf sich einen, um ihn
zu befolgen. Gerade Metzners Kunst zeigt aus die-
ser Stilsucherzeit nach 1900 den typischen Weg.
Sein ungeheuer leicht sitzendes Talent, der kühn
summierende Blick für das malerisch Geschlossene
ermutigten ihn zu den größten Ausmaßen. Hier war
er Kind einer Zeit, die das Monumentale mit dem
Kolossalen verwechselte und der hoffentlich so bald
keine Wiederkunft möglich ist. Hier wurde Metzner
auch innerlich oft hohl und deklamatorisch pathe-
tisch. Er stieg zu seelischen Dumpfheiten herunter,
zu Zuständen wilder Dämmerung, wie in seinem
Siegfried, die in seiner utrierten Geste einen
pseudomichelangelesken Stil deklamierten. Bewe-
gung und Gebärde stehen im Vordergrund seiner
Phantasietätigkeit. Ausdrucksplastik spannt die
Handlung auf beherrschende Körperrhythmen. So

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