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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 26.1877

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Kuhn, ...: Ueber die Kunstweberei der Alten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6908#0058

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2luch für den Sammt ist der Grient die Feimatstätte. Unter den Geschenken des Karun
al Kaschid an Karl den Großen sollen sich auch Sammtstoffe befunden haben. Die grüne Farbe
scheint die beliebteste gewesen zu sein. Seine vorzügliche Verbreitung fand er durch die Kreuzzüge.
Die große Vervollkommnung der Sammtsabrikation trat jedoch erst im lK Jahrhundert ein, da
die Italiener statt des mehr plüschartigen, den dichten, niedrig geschorenen Sammt in Ausnahme
brachten. Anfangs meist in einer Farbe, uni, gehalten, kamen dann die reichen saxonnirten
Stoffe aus, mit G)ld- und Silberornamrnten, später mit eingesetzten Atlasstecken bestickt und brochirt.

Die leichten Tassete, welche auch nach der Stadt Rheims rensa hießen, auch schon im
9. Jahrhundert unter dem Namen Zindel in den verschiedensten Farben in Deutschland getragen
wurden, dienten als Stoffe für leichtere Kleider, wurden auch zu Untersutter verwendet und bildeten
namentlich, wenn sie verschiedenfarbig schillerten, einen Lieblingsstoff der Florentiner und römischen
Malerschule. Auch unsere Minnesänger kennen dieses schöne psauenartig schillernde Gewebe und
nannten es deßhalb j)sawin; sehr beliebt war es in England.

was endlich die bei den Alten beliebten j)urpurstosse anlangt, so können wir heutzutage
noch nicht sagen, ob hiemit nur eine besondere Art von kostbaren Geweben oder nur die besondere
Farbe derselben bezeichnet werden soll. Jedenfalls verstand man unter Purpurfarbe nicht jenes
brillante Fochrosaroth von heute, sondern eine ganze Scala von Farbentönen von violet bis zum
Roth. Gewiß gab es verschiedene Arten von j)urpurstoffen; der beste davon war der Purpur
imperialis und kam aus Bpcanz. Die Ausfuhr desselben war verboten, manches Stück aber wurde
durch venetianische und jüdische Fände eingeschwärzt. Im hohen Alterthum behaupteten den
ersten Aang der Frische und alerandrinische Purpur. Im Mittelalter wurden solche kostbare
Gewebe in Purpurfarbe ans dem saracenischen Spanien, namentlich von den blühenden Seiden-
Manusakturen in Almeria bezogen.

Ich habe oben für die Kunstweberei, namentlich für die Seidenindustrie in Europa vier
Perioden seftgestellt und ich halte es für nothwendig, in kurzen Zügen die Eharakteriftik derselben
jetzt zu geben.

(Schluß folgt.)
 
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