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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Zimmermann, Ernst: Chinesische Porzellankunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0120

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CHINESISCHE PORZELLANKUNST

VON

ERNST ZIMMERMANN

?AS chinesische Porzellan
I nimmt bei uns in Deutsch-
land in unserer künstle-
!rischen Welt noch bei

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ä Ländern schon seit langem
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Hauptsache als Folge jener Wertschätzung, die
ihm das 18. Jahrhundert, das der allgemeinen
Porzellanbegeisterung entgegengebracht hatte. Mu-
seen und Sammler, selbst die Wissenschaft haben
sich diesem Erzeugnis gegenüber sehr spröde ge-
zeigt. Die kgl. Porzellansammlung zu Dresden, un-
zweifelhaft wohl der grossartigste Bestand von
chinesischem Porzellan, der überhaupt jemals zu-
sammengebracht worden, ist von der Kunst bisher in
Deutschland fast gar nicht beachtet worden Und
doch gehört das Porzellan unzweifelhaft zu den be-
deutendsten Aeusserungen der dekorativen Kunst,
birgt in sich eine vorbildliche, kunstfördernde Kraft,
die dem der sie zuerst entdeckt, den grössten Nutzen
zu gewähren verspricht. Es ist vor allem auf dem
Gebiet der Farbe, eine künstlerische Offenbarung,
wie die Welt wenig gesehen, wie sich kaum eine
so rein und unberührt bis in unsere Tage erhalten
hat Darum soll hier noch einmal auf dieses herr-

liche Erzeugnis hingewiesen werden, darum hier
versucht werden' zu zeigen — vielleicht zum ersten
Mal überhaupt, — worin seine besondere Schön-
heit im Einzelnen, wie im Ganzen besteht. Es ist dies
eine Ehrenpflicht, die man diesem Produkte schul-
det, zumal in einer Zeit, da man der Schwester-
kunst Japans, die doch nur ein Echo der chinesischen
ist, eine Beachtung erweist, die man ihrem grossen
Vorbilde bisher im allgemeinen noch immer vor-
enthalten hat.

Dasjenige chinesische Porzellan, das wir wirk-
lich kennen, und dem hier sein wohlverdientes
Loblied gesungen werden soll, umfasst in der Haupt-
sache nur eine verhältnismässig kurze Zeit: kaum
mehr, als ein Jahrhundert, das auch kaum mehr als
die gleiche Zeit zurückliegt. Es ist die Zeit der
drei ersten bedeutenden Herrscher der jetzigen
Dynastie, jener Mandschuhs, die in der Mitte des
17. Jahrhunderts das Chinesenvolk unterworfen
und, während sie selber noch glanzvoll und mäch-
tig mit Hilfe ihres Stammes alles regierten, durch
die politische, wie geistige Knechtung und Unter-
drückung des riesigen unterworfenen Volkes den
Grund zu jenem Niedergange legten, der uns heute
zu einer vielleicht nicht ganz berechtigten Gering-
schätzung seiner wirklichen Anlagen verführt. Es

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