strahlendem Wagen einher, die Schatten der Finster-
nis vertreibend.
Apollo und dem ganzen Chor der Musen hat
Friedrich, sobald er König geworden war, den
grössten und weihevollsten Tempel in seiner Haupt-
und Residenzstadt errichten lassen. Die Entwick-
lung der berliner Oper, über die wir ein treffliches
Buch von Louis Schneider besitzen, geht parallel
mit der Pflege der Musik am preussischen Königs-
hofe. Bis auf Friedrich IL haben sich dieser Pflege
mehr die fürstlichen Frauen als die Träger der Krone
angenommen. Selbst einem so prunkliebenden
Herrscher wie König Friedrich I. waren Oper und
Musik doch keine ästhetischen Bedürfnisse. Er
unterstützte beide nur aus dem Vergnügen an
grossartiger dekorativer Entfaltung, mehr in Nach-
ahmung fremder Vorbilder, vor allem des französi-
schen und des benachbarten sächsischen Hofes. So
hielt er streng darauf, dass der kgl. Kunstpfeiffer,
der alltäglich zweimal vom Schlossturm herab zu
blasen hatte, „jeder Zeit künstliche, gute und zier-
liche Musik, insonderheit allemal einen Psalm aus
dem „Lobwasser" vortrug und sich dabei zur Ab-
wechslung auf verschiedenen Instrumenten hören
liess, damit man spüren könne, „dass zwischen dem
Abblasen bei Hofe und dem so in der Stadt ge-
schieht, ein Unterschied sei". Des Königs sonder-
liche Freude aber waren seine „Blechpfeifer", jenes
Corps von Trompetern und Paukern, die Tusch
blasen mussten, wenn an der üppigen Tafel eine
Gesundheit ausgebracht wurde.
Für die Oper sorgte ein stattliches Personal,
dessen Verzeichnis nebst Gehaltangabe aus den Jahren
171 i und 1712 noch erhalten ist. Die pomphaften
theatralischen Vergnügungen des Hofes, die vor allem
bei Gelegenheit eines fürstlichen Beilagers im Mittel-
punkt der Festlichkeiten standen, fanden im zweiten
Stock über dem kgl. Reitstall in der Breiten Strasse
statt. Im Ballet wirkte die Hofgesellschaft, oft in
den prächtigsten, kostbarsten Kostümen mit. Neben
deutschen Sängerinnen traten italienische Kastraten
auf; die Dekorationen entwarf Eosander von Goethe,
und der Geheimrat Johann von Besser dichtete den
Text. Fand keine Oper statt, so bestellte Sophie Char-
lotte, die kunstliebende Königin, die Kammer-
musici hinaus nach Charlottenburg zum Abend-
konzert.
Natürlich war bei den grossen Festlichkeiten
der Hof unter sich. Das berliner Publikum suchte
in dem Hessig'schen Hause, Poststrasse 5, sein Schau-
bedürfnis zu stillen an Stücken, die meist aus Ham-
burg herüberkamen. Dem Theaterteufel verfielen
die lebhaften Berliner gleich bei der ersten Ver-
suchung so unheilbar, dass weder Predigten von
den Kanzeln, noch zornige Broschüren gegen die
„Operisten" die Freude an den „schwärmerischen
DAS OPERNHAUS
}09
nis vertreibend.
Apollo und dem ganzen Chor der Musen hat
Friedrich, sobald er König geworden war, den
grössten und weihevollsten Tempel in seiner Haupt-
und Residenzstadt errichten lassen. Die Entwick-
lung der berliner Oper, über die wir ein treffliches
Buch von Louis Schneider besitzen, geht parallel
mit der Pflege der Musik am preussischen Königs-
hofe. Bis auf Friedrich IL haben sich dieser Pflege
mehr die fürstlichen Frauen als die Träger der Krone
angenommen. Selbst einem so prunkliebenden
Herrscher wie König Friedrich I. waren Oper und
Musik doch keine ästhetischen Bedürfnisse. Er
unterstützte beide nur aus dem Vergnügen an
grossartiger dekorativer Entfaltung, mehr in Nach-
ahmung fremder Vorbilder, vor allem des französi-
schen und des benachbarten sächsischen Hofes. So
hielt er streng darauf, dass der kgl. Kunstpfeiffer,
der alltäglich zweimal vom Schlossturm herab zu
blasen hatte, „jeder Zeit künstliche, gute und zier-
liche Musik, insonderheit allemal einen Psalm aus
dem „Lobwasser" vortrug und sich dabei zur Ab-
wechslung auf verschiedenen Instrumenten hören
liess, damit man spüren könne, „dass zwischen dem
Abblasen bei Hofe und dem so in der Stadt ge-
schieht, ein Unterschied sei". Des Königs sonder-
liche Freude aber waren seine „Blechpfeifer", jenes
Corps von Trompetern und Paukern, die Tusch
blasen mussten, wenn an der üppigen Tafel eine
Gesundheit ausgebracht wurde.
Für die Oper sorgte ein stattliches Personal,
dessen Verzeichnis nebst Gehaltangabe aus den Jahren
171 i und 1712 noch erhalten ist. Die pomphaften
theatralischen Vergnügungen des Hofes, die vor allem
bei Gelegenheit eines fürstlichen Beilagers im Mittel-
punkt der Festlichkeiten standen, fanden im zweiten
Stock über dem kgl. Reitstall in der Breiten Strasse
statt. Im Ballet wirkte die Hofgesellschaft, oft in
den prächtigsten, kostbarsten Kostümen mit. Neben
deutschen Sängerinnen traten italienische Kastraten
auf; die Dekorationen entwarf Eosander von Goethe,
und der Geheimrat Johann von Besser dichtete den
Text. Fand keine Oper statt, so bestellte Sophie Char-
lotte, die kunstliebende Königin, die Kammer-
musici hinaus nach Charlottenburg zum Abend-
konzert.
Natürlich war bei den grossen Festlichkeiten
der Hof unter sich. Das berliner Publikum suchte
in dem Hessig'schen Hause, Poststrasse 5, sein Schau-
bedürfnis zu stillen an Stücken, die meist aus Ham-
burg herüberkamen. Dem Theaterteufel verfielen
die lebhaften Berliner gleich bei der ersten Ver-
suchung so unheilbar, dass weder Predigten von
den Kanzeln, noch zornige Broschüren gegen die
„Operisten" die Freude an den „schwärmerischen
DAS OPERNHAUS
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