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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Mackowsky, Hans: Das Opernhaus Friedrichs des Grossen und sein Erbauer G. W. von Knobelsdorff, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0318

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Recitativen der Cleofide von Hasse umschmeichelt
ganz zu schweigen von dem verführerischen Anblick
des Ballets. Nur der Kronprinz sass mit weit auf-
gerissenen Augen da, sah staunend in den Glanz
und den Flimmer der Bühne und lauschte voll
Entzücken der Quantz'schen Flöte, die ihre Läufe
und Triller perlend aus dem Orchester aufsteigen
liess. An diesem Abend fasste Friedrich den festen
Vorsatz, eine ähnliche Oper in Berlin zu gründen.

Die glücklichen rheinsberger Jahre boten voll-
auf Müsse, diesen Plan in aller Ueberlegtheit vor-
zubereiten. In KnobelsdorfF stand der bewährte
Baumeister zur Verfügung. Aus Braunschweig wurde
Graun als Komponist und Leiter der Kapelle herbei-
gerufen. Ouantz, den der sächsische Hof nicht frei
geben wollte, konnte wenigstens zwei Mal jährlich
auf längere Zeit ausgeborgt werden. Den König,
der so wachsam die Ausgaben des rheinsberger
Hofetats kontrollierte, führte man hinter's Licht,
indem ein Teil der angestellten Kammermusici als
„Laquaien vor musikalische Amüsements" durch-
geschmuggelt wurden. Im Vordergrunde der Vor-
bereitungen stand natürlich der Bau in Berlin.

Nach einem unsteten Garnisonleben war Georg
Wenceslaus von KnobelsdorfF endlich mit seinem
Infanterie-Regiment nach Berlin versetzt worden.
Schon als Soldat ein fleissiger Zeichner und Land-
schafter, kam er nun hier mit Pesne, dem Hofmaler,
in Berührung. Die Malerei, mit der König Friedrich
Wilhelm in tormentis und zur Qual aufrichtiger
Kunstfreunde sich die Zeit vertrieb, stellte vielleicht
eine Beziehung zwischen dem König und dem
kunsteifrigen Offizier her, so dass Friedrich Wilhelm
es nicht ungern sah, wenn sein Sohn mit dem
Lieutenant KnobelsdorfF anknüpfte. Diese Auf-
merksamkeit veranlasste KnobelsdorfF, sich ganz
dem Studium der Malerei zuzuwenden. Er quittierte
den königlichen Dienst und entdeckte schnell genug
sein eigenstes Talent für Baukunst. „Die Malerei,"
heisst es in der Eloge, die Friedrich auf den toten

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Freund schrieb, „leitete ihn an der Hand zur Bau-
kunst hin."

In Neu-Ruppin und in Rheinsberg legte er die
ersten Proben seiner Kunst ab, und freundschaft-
liche Fäden wurden zwischen dem Bauherrn und
dem Architekten angesponnen. Aber KnobelsdorfF
war kein bequemer Freund. „Unhommed'unabord
etd'une physiognomie un peu austere; sonexterieur
n'a rien de galant ni de fort maniere" sagt Bielfeld.
Im vertrauten Gespräche nannte man ihn „le gros
KnobelsdorfF", und seine Knorrigkeit trat oft in
Gegensatz zu den höfisch-feinen Manieren, die der
junge Prinz damals noch beliebte. „Er sah", sagt
Friedrich von dem Freunde, „die Höflichkeit wie
einen Zwang an und floh alles, was seine Freiheit
zu beeinträchtigen schien." Vor seiner rauhen
Aussenseite traten die grossen Eigenschaften seines
Inneren, die Reinheit seiner Seele, sein heller Ver-
stand, seine gerade Rechtlichkeit, bescheiden zu-
rück. Wie so vielen wohnte auch diesem grossen
Talent eine Empfindlichkeit inne, die Friedrich mit
zunehmenden Jahren nicht zu schonen verstand.
In diesen ersten Zeiten ging aber alles noch glatt
ab. Friedrich sah zu KnobelsdorfF wie zu seinem
künstlerischen Mentor empor, und KnobelsdorfF
liess es bei aller Aufrichtigkeit nicht an Artigkeiten
fehlen, die aus so unbestechlichem Munde dem
jungen Kunstenthusiasten doppelt wohlthaten. Auch
in musikalischen Angelegenheiten hatte Knobels-
dorfF urteil und Geschmack. Und so schickte ihn
denn Friedrich 1736 nach Italien mit dem dop-
pelten Auftrag, die dortige Baukunst zu studieren
und sich nach Sängern für die prinzliche Oper um-
zusehen.

Wir besitzen aus dieser Zeit die geistreichen,
amüsanten, stellenweise entzückend libertinenBriefe,
in denen der president de Brosses seinen Freunden
und Freundinnen Italien im Jahre 1740 schildert;
fast überall ist italienische Kunst und Kultur, auch
die wälsche Unsitte in ihrer naiven Unverstecktheit

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