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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Scheffler, Karl: Adolf Hildebrandt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0329

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ADOLF HILDEBRAND

VON

KARL SCHEFFLER

Von der Nachwelt wird Hildebrand voraus-
sichtlich nicht anders geschätzt werden wie von
der Mitwelt. Weder höher noch tiefer. Der relativ
kleine Kreis Derer, die den Wert dieses Künstlers
erkennen, wird sich später nicht merklich erweitern,
weil nirgends in seiner Kunst allgemeine, der Deu-
tung zugängliche Lebensgefühle dem breiteren
Verständnis Handhaben bieten. Die feine, klare
Kälte in seinen Werken wird auch ferner alle Ver-
traulichkeit oder leidenschaftliche Teilnahme fern-
halten; immer wird eine Distanz bleiben, und den
Betrachter peinlich die Ueberlegenheit einer unan-
greifbaren Reserve empfinden lassen. Die Skulp-
turen Hildebrands sind nicht, wie etwa die Rodins,
geeignet, das Vertrauen des naiven Menschen durch
einen Stoff, eine Idee: durch das Was zu gewinnen,
um ihn dann unmerklich durch die Gewalt der
Form: des Wie, über sich selbst zu erheben; sie
wenden sich vielmehr an den Fachmann und an
den kultivierten Kenner. Der erfahrene Geschmack
kann nicht anders als mit hoher Achtung vor diesen
Erzeugnissen eines reinen und tiefen Kunstverstandes
verweilen; aber der Lebensinstinkt des Volkes wird
immer ziemlich gleichgültig daran vorübergehen.
In den Museen sind diesen Werken auf lange Zeit
Ehrenplätze gesichert. Der Kunstlehrer führt seine
Schüler dahin und spricht ihnen von den Tugenden
des Könnens. Und dem Geschichtschreiber kom-
mender Tage wird unser Zeitalter weniger arm an
künstlerischem Geist erscheinen, weil dieser Bild-
hauer darin gelebt hat. Aber spontane Zustimmung
kann seine Kunst nie erzwingen.

Was bleiben der Skulptur in unserer Zeit für

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