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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Schuette, Marie: Vier lithographische Einzelblätter von Goya
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0450

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mit seiner Tatze, als wolle er sie zermalmen, nähert
ihr sein widerliches Gesicht und packt sie wie ein
Raubtier seine Beute an der Schulter. Ohne Ab-
setzen, in einem Atemzug ist das Ganze schnell
hingetuscht, die Umrisse hüpfend mit leichten
Strichen angegeben, die Schatten mit breitem
Pinsel fest hingesetzt. In einem blitzartig schnellen,
unbewachten Augenblick mag Goya gesehen haben,
was er hier darstellt. Er sagt es mit einer Brutalität,

mit einer abstossenden und zugleich bewunderungs-
würdigen Offenheit, zu der allein die Grössten
unter den Grossen die Kraft in sich tragen. Erst
jetzt — im Liebespaar und im Traum — erkennen
wir den Goya, der uns aus den Proverbios und
den Caprichos vertraut ist, der über die Menschen
spottet, der sie beklagt und verlacht, der sie in all
ihrer Kleinheit durchschaut und dem der Mensch
das eigentliche Studium ist.

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