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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 4.1906

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Denis, Maurice: Aristide Maillol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4390#0528

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A. MA1LLOL, STUDIE

sein klassischer Geschmack in Betracht kommt.
Immerhin ist sie aber begrenzt; und trotz dieses
Zwanges bricht sie überall siegreich hervor, sie macht
diese kanonische Schönheit lebendig, so dass, so voll-
endet er auch erfindet, seine Kunst doch der Triumph
des Instinkts ist. Wie naiv sieht er sein Modell, wie
natürlich formt er es! Die Kühnheiten, die er sich
mit der Natur erlaubt, die Missbildungen, durch die
er eine Bewegung, eine Stellung betont, der Rhyth-
mus eines schönen Körpers, kein Kunstgriff verbirgt
sie: man sieht sie deutlich, er hat gar nicht die Ab-
sicht, etwas zu verbergen! Keinerlei Erleichterung,
kein Notbehelf! Wie seine Frauengestalten ist seine

Kunst nackt und natürlich. Und wie sie hat er auch
jene bäurische Derbheit, eine ganz altmodische Ge-
sundheit und jene Schamhaftigkeit, welche jeder von
Natur offene Mensch einer komplizierten Zivilisa-
tion gegenüber hat. Welch herrliches Naturell! er
vereinigt die Tugend eines Klassikers mit der Un-
schuld eines Primitiven!

VIII. Ein klassischer Primitiver.
Wie die Primitiven hat er die Achtung vor
seinem Handwerk. Er macht sich gar nichts aus
den Klassifikationen der Theoretiker, und er glaubt
nicht, dass die Inspiration allein genügt ohne die
Fügsamkeit der Hände. Er lässt sich nicht durch

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