Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Krauß, Fritz
Carl Rottmann — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 9: Heidelberg, 1930

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19424#0037

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

1. Oer Vater und der älteste Zohn 5lnton.

Zriedrich Rottrnann war ein biederer Ulalersmann, welcher sorgsame
veduten tläubelte und brav und genau die Lokalereignisse zu Papier brachte,
Oinge, die man heute dem Photographen zumutet. Oatz er hier und da gute
koloristische Momente oder geborgte satirische Einfälle hat, macht uns sein
Talent noch sgmpathischer, aber keineswegs bedeutend. Er war ein Mnstler
ohne inneren Rufschwung.

Zriedrich Rottmann besatz drei Zöhne, welche alle das künstlerische Talent
als Erbschaft mitbekommen hatten. Oer älteste, ülnton Rarl Joseph Rottmann
(1795—1840), genoß anfangs den Unterricht seines Vaters,- trat aber dann
in Militärdienste, wo er 1813 zum Leutnant im Regiment von pochberg
ernannt wurde. 1821 nahm er seinen Ubschied, wurde durch heirat IVirt zur
„Llume" in Ourlach und starb ebenda als Postexpeditor am 25. Gktober 1840U

Uls Uünstler trat Unton Rottmann recht in die Bahnen seines vaters. Er
genotz dessen Unterricht fast gleichzeitig mit dreien, die später berühmt werden
sollten: mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Larl, mit Rarl Zohr und Ernst
Zries. hauptsächlich Gefechtsszenen, womöglich selbst-miterlebte, stellte der
etwa zwanzigjährige Gffizier, der, wie es damals nicht selten üblich, nebenher
künstlerisch dilletierte, in seinen Bildern dar. Um zuerst von dem von I. Wehrle
lithographierten „Oiehmarkt in einem kleinen Ltädtchen" zu reden, so mutz
hervorgehoben werden, datz Unton sich ganz in der von chogarth übernommenen
karikierenden Rkanier seines vaters Zriedrich bewegt, wie sie dieser besonders
in den „Ubentheuern eines reisenden Rkahlers" betätigt hat. N)ie Jrre verzerren
die feilschenden, streitenden und sich hauenden Rkänner des dichten Rkenschen-
gewühls ihre feixenden Gesichter. Oer kolorierte Ronturenstich im Rlannheimer
Ultertumsverein „Gefecht zwischen den badischen und französischen Truppen
beim Uusfall aus Ztratzburg den 9. Iuli 1815", welcher „Rottmann Lieut."
signiert ist, erinnert ebenfalls wieder stark an Zchöpfungen des vaters, etwa an
dessen oft koloriert ausgeführten Stich: „Oie Schlacht bei handschuhsheim"^.

Wir sehen eben Unton Rottmann bis nahe an seines vaters Rönnen heran-
gereift, und wir begreifen es wohl, datz Zriedrich Rottmann auf diesen ersten
Zohn weit grötzere hoffnungen gesetzt hat als auf den jüngeren Larl, der in
technischer Leziehung, namentlich in der figürlichen Zeichnung, anfangs recht
hinter dem zwei Zahre älteren, geschwinderen Bruder zurückblieb, dessen Runst
in völliger Lntwicklungslosigkeit verlief und dabei nie aus dem Bezirk seines
immer noch talentvolleren Vaters herauskommt.

Nkalers personen- und Tierstaffage, das Laumwerk ist fast ängstlich ausgeführt, die Zarbengebung ziemlich bunt
und hart und nur der ferne Lerghintergrund erinnert in seinem blauen darüber ziehenden Ounst stark an Nott-
manns Nrt im Nquarellmalen. — von einer Beschäftigung mit atmosphärischen problemen ist in diesem Gemälde
noch nichts zu spüren.s

^ Oie Personalien Unton Uottmanns hat vor allem Lhrist am angegebenen Grt genau herausgestellt.

^ sweitere Vlätter Unton Rottmanns dieser klrt mit Ittilitärszenen befinden sich im Generallandesarchiv
von Uarlsruhe, im Ittannheimer klltertumsverein und in heidelberger privatbesitz. hier ist eine weite Landschast
bei Uonstan) bemerkenswert, aus der die Soldatenfiguren, wieder in sernem Be)ug )u Gemälden Mlhelm von
trobells, auch solchen mit oberbairischen Uostümfiguren oor kllpen- und Seelandschaften, sich fast übergrotz heraus-
heben. — kluch Dlgemälde scheint klnton kiottmann wie sein vater verein)elt geschaffen )u haben. Ein solches
ist anscheinend in Nr. ZO des Nunstblatte; vom Zahrgang 1840 5. ll9 in einer „Landschaft oon Nottmann in Our-
lach" besprochen, welche 1839 auf der Narlsruher Nunstausstellung )u sehen war.'s
 
Annotationen