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Zchlosser und der Goethekreis.
Goethes „Oichtung und Wahrheit" zusammenzutragen. Er übersetzte dafür die
von Goethe herangezogenen Stellen aus Giordano Bruno aus dem lateinischen
Griginaltext ins Oeutsche- er tat sich um nach allerhand lokalem Material aus
Goethes Jugendzeit. 5o hat er das in Goethes Zelbstbiographie gleich im ersten
Buch bei der Zchilderung des pfeifergerichts erwähnte Ztäbchen und den Becher,
die da dem Zchöffen übergeben wurden, beigeschafft. 5luch seines Vaters 5amm-
lung belangreicher Zrankofurtensien stellte er dem Oichter zur Verfügung.
Zpäter sammelte Zchlosser eine umfassende Goethebibliothek (die 1865, nach
Zrau Zchlossers Tode, an das katholische Zeminar in Mainz überging), wie über-
haupt alles, was auf Goethe Bezug hatte: Erst- und Ginzeldrucke seiner Schriften,
Medaillen, Bilder usw. Oiese Zammlung macht den hauptbestand der Goetheana
des Btiftes Neuburg aus. 5ie sind fast alle untergebracht im heiter hellen
„Goethesaal".
Zunächst treffen wir da, als ein herzstück der Zammlung, das Brustbild
Goethes, von Gerhard von Nügelgen gemalt, welches der Oichter 1811
dem Verwandten und Zachwalter Zchlosser als Oank für die vielen Lemühungen
und Beschwerlichkeiten, die er in Zachen von Goethes Erbschaft auf sich geladen,
geschickt hat, um ihm „für so viel Liebe, Güte und Treue auch endlich einmal
etwas Erfreuliches zu erzeigen." Goethe präsentiert sich im grotzartigen Grnat
des Ztaatsministers, den güldenen Grdensstern auf der rechten Brust, mit dem
russischen 5t. Nnnenorden und dem Land der französischen Lhrenlegion geziert.
Oazu hat der INaler, um das Ganze noch bombaslischer auszustaffieren, um
den nüchternen schwarzen 5taatsrock eine purpurne Oraperie herumgeschwun-
gen. 5ie bringt auch koloristisch, neben dem spärlichen Gold und Not der Grden,
einen lauteren Ton ins Bild. Oas Gemälde hat eine merkwürdige Entstehung:
es ist kombiniert aus einem 1808 und einem 1810 nach der Natur von Nügelgen
gemalten porträt Goethes. Oas Vild ward von Goethe „zum allerfreund-
lichsten empfangen" und er schrieb dem Maler, dadurch werde dessen „Name
am Main und Rhein in lvürde und 5egen bleiben". Er lietz eigens dafür in
Oresden einen besonders reich geschnitzten, vergoldeten Rahmen anfertigen,
auf dem in erhabener, west-östlich verschnörkelter 5chrift unten GGETHE,
oben 5LHLG55ER, links NUIGELGEN, rechts MVLLLX steht, und sandte
es am 24. Ianuar 1811 an den hocherfreuten 5chlosser mit einem höchst um-
ständlichen Brief. Nügelgens „Lilder", berichtet uns 5tephan 5chütze, „gefielen
fast allgemein durch ihr lebhaftes (etwas buntes) Nolorit und durch den Uus-
druck weit geöffneter strahlender Nugen, wodurch er sie zu idealisieren strebte."
Oies Urteil trifft auch unser Bild. Blotz, datz hier Nügelgen im „Idealisieren"
noch weiter gegangen. In die aufgerissenen Keueraugen, in die herausgedrückte
Gesichtsmuskulatur, in die zusammengekniffenen Lippen hat der Nünstler solche
Unspannung und inneres Nochen hineingepretzt, datz man deutlich das auf-
wogende Getöse vom ersten Naiserreich herausbrausen hört. Oiese von dem
Maler in das Vild hineingetragene allgemeine Zeitstimmung hat auch Goethe,
der „in den theatralischen Reizen nicht die rechte Nraft des nätürlichen Lebens
fand", wohl herausgespürt, wenn er einige Iahre später über Nügelgens Nunst
sagte: „Von seiten der Nunst bedroht uns hier ein 5chrecknis. Nügelgen malt
Zchlosser und der Goethekreis.
Goethes „Oichtung und Wahrheit" zusammenzutragen. Er übersetzte dafür die
von Goethe herangezogenen Stellen aus Giordano Bruno aus dem lateinischen
Griginaltext ins Oeutsche- er tat sich um nach allerhand lokalem Material aus
Goethes Jugendzeit. 5o hat er das in Goethes Zelbstbiographie gleich im ersten
Buch bei der Zchilderung des pfeifergerichts erwähnte Ztäbchen und den Becher,
die da dem Zchöffen übergeben wurden, beigeschafft. 5luch seines Vaters 5amm-
lung belangreicher Zrankofurtensien stellte er dem Oichter zur Verfügung.
Zpäter sammelte Zchlosser eine umfassende Goethebibliothek (die 1865, nach
Zrau Zchlossers Tode, an das katholische Zeminar in Mainz überging), wie über-
haupt alles, was auf Goethe Bezug hatte: Erst- und Ginzeldrucke seiner Schriften,
Medaillen, Bilder usw. Oiese Zammlung macht den hauptbestand der Goetheana
des Btiftes Neuburg aus. 5ie sind fast alle untergebracht im heiter hellen
„Goethesaal".
Zunächst treffen wir da, als ein herzstück der Zammlung, das Brustbild
Goethes, von Gerhard von Nügelgen gemalt, welches der Oichter 1811
dem Verwandten und Zachwalter Zchlosser als Oank für die vielen Lemühungen
und Beschwerlichkeiten, die er in Zachen von Goethes Erbschaft auf sich geladen,
geschickt hat, um ihm „für so viel Liebe, Güte und Treue auch endlich einmal
etwas Erfreuliches zu erzeigen." Goethe präsentiert sich im grotzartigen Grnat
des Ztaatsministers, den güldenen Grdensstern auf der rechten Brust, mit dem
russischen 5t. Nnnenorden und dem Land der französischen Lhrenlegion geziert.
Oazu hat der INaler, um das Ganze noch bombaslischer auszustaffieren, um
den nüchternen schwarzen 5taatsrock eine purpurne Oraperie herumgeschwun-
gen. 5ie bringt auch koloristisch, neben dem spärlichen Gold und Not der Grden,
einen lauteren Ton ins Bild. Oas Gemälde hat eine merkwürdige Entstehung:
es ist kombiniert aus einem 1808 und einem 1810 nach der Natur von Nügelgen
gemalten porträt Goethes. Oas Vild ward von Goethe „zum allerfreund-
lichsten empfangen" und er schrieb dem Maler, dadurch werde dessen „Name
am Main und Rhein in lvürde und 5egen bleiben". Er lietz eigens dafür in
Oresden einen besonders reich geschnitzten, vergoldeten Rahmen anfertigen,
auf dem in erhabener, west-östlich verschnörkelter 5chrift unten GGETHE,
oben 5LHLG55ER, links NUIGELGEN, rechts MVLLLX steht, und sandte
es am 24. Ianuar 1811 an den hocherfreuten 5chlosser mit einem höchst um-
ständlichen Brief. Nügelgens „Lilder", berichtet uns 5tephan 5chütze, „gefielen
fast allgemein durch ihr lebhaftes (etwas buntes) Nolorit und durch den Uus-
druck weit geöffneter strahlender Nugen, wodurch er sie zu idealisieren strebte."
Oies Urteil trifft auch unser Bild. Blotz, datz hier Nügelgen im „Idealisieren"
noch weiter gegangen. In die aufgerissenen Keueraugen, in die herausgedrückte
Gesichtsmuskulatur, in die zusammengekniffenen Lippen hat der Nünstler solche
Unspannung und inneres Nochen hineingepretzt, datz man deutlich das auf-
wogende Getöse vom ersten Naiserreich herausbrausen hört. Oiese von dem
Maler in das Vild hineingetragene allgemeine Zeitstimmung hat auch Goethe,
der „in den theatralischen Reizen nicht die rechte Nraft des nätürlichen Lebens
fand", wohl herausgespürt, wenn er einige Iahre später über Nügelgens Nunst
sagte: „Von seiten der Nunst bedroht uns hier ein 5chrecknis. Nügelgen malt