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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Konkurrenz um ein Brunnendenkmal Kaiser Ludwigs des Bayern für die Stadt Weißenburg a. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0034

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Bnmnendenkmal < Konkurrenz.

Bei den: mit den: zweiten Preis bedachten Tnt-
wurf (Abb. j8 u. fsi) erkennt man sofort die sichere
bjand eines in Stilfragen wohl erfahrenen Aünstlers.
In der Thal versteht es Balthasar Schmitt wie
kein Anderer, den einmal gewählten Runststil fest-
zuhalten und bis in die verborgenen Details der
Technik durchzuführen. Tin lustiges Zierbrünnlein
hat er aufgeführt und im Tinzelnen mit einer Liebe
durchgebildet, die den älteren Vorbildern nicht viel

22. Reiterfigur von dem Pfann-Pfeiferschen Brunnenmodell.

nachgiebt. Innerhalb eines sechsseitigen Trogs er-
hebt sich ein reich und zierlich ausgestalteter Brunnen-
stock. Tine lebendige Gliederung und wechselreiche
profilirung zeichnet den Pfeiler aus, wobei jedes
einzelne Glied eine seinem architektonischen Zwecke
wohl entsprechende Dekoration erhalten hat. An-
sprechende und gut im Stil nachempfundene Tngel-
gestalten mit Posaunen schmücken das mittlere Ge-
sims und bilden den Uebergang von dem breiter
ausladenden Theil, an den: die Wasserspeier sitzen,
zu dem schlank aufstrebenden Brunnensäulchen. Aber
nicht nur die Silhouette bereichern diese kleinen Po-
saunenbläser, auch als Rundgruppe paffen sie sich

in ihren Bewegungen dem Rund des Pfeilers an.
Sehr hübsch schließt ein traufenartig profilirtes und
mit einem Ziegelnwtiv ornamentirtes Glied diese
freibewegte Gruppe nach oben ab. Darauf erhebt
sich ein kurzer, aber eleganter Säulenschaft und ein
Aapitäl, das sehr leicht und bewegt gehalten werden
konnte, da die davon getragene Figur keine schwere
Belastung bedeutet. Wie in: Gewand, so auch in
der Bewegung hält sich die Statuette — man wird
sich wohl einen kaiserlichen Herold zu denken haben,
der soeben die Schankungsurkunde überreicht — an
bekannte plastische Motive der Gothik.

Trotz der aufgezählten inannigfachen Vorzüge
würde sich der Brunnen wohl kaun: zur Aufstellung
auf einem größeren, öffentlichen Platze geeignet haben.
Seine Reize sind intiiner Art. In größerer An:
gebung müßte der zierliche Aufbau spielerisch wirken
und inanche Details, wie z. B. die Tngelfigürchen,
möchten leicht gar zu niedlich ausfehen. Ueberhaupt
können wir uns das Ganze gar nicht anders als
in Holz geschnitzt vorstellen, wie nainentlich die Haupt-
figur völlig im Charakter eines gothifchen Schnitze
werks erfunden ist und diesen ihren eigentlichen
Charakter verlieren würde, sofern sie in einen:
anderen Material zur Ausführung gelangte.

Wünschen wir dem Aünstler, daß er bei anderer
Gelegenheit und für einen anderen Platz, etwa für
einen geschlossenen pofraum, seinen hübschen Tut
wurf zur Vollendung bringen könnte, wobei vielleicht
auch der Brunnentrog eine mehr zu den: Pfeiler
passende Umgestaltung zu erfahren hätte. Die jetzt
gewählte Vermittlung zwischen beiden Thcilen durch
ein Gitterwerk versteckt allerdings vielleicht den Aon-
trast, aber beseitigt ihn nicht.

I. AlbertsHofer hat davon abgesehen, eine
eigentliche Brunnen-Anlage zu schaffen. Tr begnügte
sich damit, ein Reiterdenkmal hcrkömnllicher Art aus-
zustellen, an dessen unterem Sockelglied das Wasser aus
Thierköpfen in tief gelegte Bassins läuft. Die Idee,
das Wasser aus einem rein architektonisch gestalteten,
nämlich als inasfive Basis gedachten Bauglied
entspringen zu lassen, wird kaum als glücklich zu
bezeichnen fein (Abb. 20).

Nur einen kurzen Blick können wir auf die
übrigen Arbeiten werfen. T. Beyrer brachte auf
umfangreichen: architektonischen: Unterbau das Reiter-
standbild des Raffers in alterthümlich-steifer Haltung,
gewissen Reiterstatuen der Frührenaissance ent-
sprechend. Der Sockelbau von burgartigem Charakter
mit Säulenstellungen, thurmartigen Aufsätzen am
Sockel, über dem sich das von schlanken Säulchen
umstellte und getragene, achteckige Hauptgesims er-
hebt, zeigt Motive des romanischen Baustils. Das

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