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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0049

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Kleine Nachrichten.

Gebäude Öen von ihm aufgestellten Entwurf für
die platzeintheilung und die räumliche Gestaltung
der deutschen kunstgewerblichen Abtheilung. Der
Deutschland zugewiesene Raum ist theils in; Erd
geschoß, theils auf den durch das ganze Gebäude
sich erstreckenden Galerieen belegen. Deutschland
beabsichtigt eine geringe Verschiebung der französischer-
seits geplanten, zur Galerie emporführenden Treppe
vorzunehmen und diese nach einheimischen Motiven
in dekorativ gefälliger Form auszugestalten.

An den eingehenden Vortrag knüpfte sich eine
lebhafte Besprechung, an der sich namentlich die I
Herren: Lüders, Ihne, Ayllmann, v. Thiersch,
Emanuel Seidl, Gurlitt und Hofmann betheiligten.
Die Grundideen des Hoffacker'schen planes fanden
einstimmige Anerkennung, und cs wurde dein Reichs-
konnniffar der dringende Wunsch ausgesprochen,
sich baldigst der Zustimmung der französischen Aus-
stellungsleitung zu diesem plane — soweit eine
solche Zustimmung überhaupt erforderlich sei —
zu vergewissern.

An die mehrstündige Sitzung schloß sich ein
Frühstück, bei welchem Professor v. Thiersch in
marinen Worten der Thätigkeit des Reichskommissars
gedachte und der Ueberzeugung Ausdruck gab, daß
auf den gewonnenen Grundlagen dank dem ein-
müthigen und vertrauensvolleii Ausaminenarbeiten
der kunstgewerblichen Aräfte aus allen Theilen des
Reiches ein erfolgreiches Auftreten Deutschlands in
Paris zuversichtlich erhofft werden könne.

u einem beschränkten Wettbewerb um den
Entwurf eines Repräsentations-Gebäudes für
das Deutsche Reich auf der Pariser Weltausstellung
d. I. jyoo waren, wie wir schon früher mitgetheilt
hatten, Seitens des Herrn Reichskommissars f f deutsche
Architekten aufgefordert worden. Es waren neun
Arbeiten (darunter zwei von demselben Verfasser)
eingegangen, von denen das Preisgericht (das unter
der Leitung des Präsidenten der kgl. Akademie der
Aünste, Geheimen Regierungsraths Ende, tagte) drei
als zur Ausführung geeignet in Vorschlag brachte
— u. zw. an erster Stelle den Entwurf von Prof.
Fr. v. Thiersch in München, an zweiter und dritter
Stelle zwei Entwürfe des Reg.-Bmstrs. Radke in
Berlin-Lichterfelde. Die letzteren zeigen moderne
schloßähnliche Bauten mit hohen Thürmen in den
Stilformen der Gothik und der deutschen Renaissance,
während der Entwurf von Thiersch mehr an süd-
deutsche Rathhausbauten der Frührenaissance sich
anlehnt und insbesondere Motive von den Rath-
häusern in Lindau und Ulm verwerthet. Nachdem
die französischen Ausstellungsbehörden die ihnen vor-

behaltene Zustimmung zur Ausführung eines dieser
Entwürfe ertheilt hatten, haben dieselben S. M. dem
Aaiser Vorgelegen, der sich für einen der Radke'fchen
Pläne entschieden hat. Herr Radke hat bekanntlich
auch das „Deutsche Haus" auf der letzten Welt-
ausstellung in Chicago entworfen und ausgeführt.

Diese Mittheilung begleitet der „Aunstwart" mit
folgenden Bemerkungen:

„Niemand wird unserem Aaiser das Recht eines
eigenen künstlerischen Geschmackes bestreiten wollen.

^5. Schreibtisch. Entwurf von lv. Bertsch, Ausführung von
F. 3t. kfahn, München. (Muster geschützt.)

Aber kein Staatsanwalt kann die Thatsache unter-
drücken, daß der Aaiser keineswegs der unanfechtbare
Vertreter auch des Geschmackes der Gegenwart
ist, daß nicht der mindeste Grund ist, diesen Geschmack
in künstlerischen Dingen für maaßgebender zu halten
als den irgend eines anderen gebildeten Mannes.
In unserem Falle lag nicht bei Berufspolitikern von
gewohntem Aunstbanausenthum die Entscheidung
darüber, wie mit den vom Volke bewilligten
Mitteln Zeugnis; vom künstlerischen Empfinden des
Volkes abzulegen sei."

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