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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Zimmermann, Ernst: Aluminium
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0072

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Aluminium.

tcrtile Stoffe, vor allem in der Gestalt der Tapete,
im Laufe dieses Jahrhunderts widerfahren ist. In
allen Fällen wurden die Vorbilder sklavisch nach-
geahmt, in allen Fällen die Vorbilder mittelst der
Maschine an Ornamentengehalt bei weitem über-
troffen. Jeglicher künstlerische Werth ging ihnen
hierüber verloren, wohl oder übel mußte man diese
nothwendig gewordenen Gegenstände verwenden, bis
wenigstens bei einigen von ihnen, dein Papier und
in allerjüngster Zeit dem Gußeisen in England,
der künstlerische Aufschwung der jüngsten Gegen-
wart eine willkommene Wendung zum Besseren ge-
bracht hat.

Die Aluminiumaffaire ist hoffentlich die letzte
große Blamage gewesen, die die dekorative Aunst
in unserem Jahrhundert erlitten hat, ein schreiendes
Zeugniß für die volle Impotenz, mit der dieselbe
immer wieder vor neuen, dankbaren Ausgaben ge-
standen hat, mit denen sie nicht das geringste Ge-
scheidte anzufangen wußte. Das Schlagwort „Nach-
ahmung" hat auch hier herhalten müssen, und
schneller, als aus anderen Gebieten, hat das, was
es bezeichnet, hier abgewirthschaftet. Man ist jetzt
ebenso weit wie vorher. Nur daß das bisherige
Fiasko den Muth genommen zu haben scheint, dies
Material überhaupt noch als ein künstlerisches zu
betrachten.

tVanddekoration im „Affenkästen" des „Augustiners".
Architekt Lman. Lei dl.

so. Glühlichter-Aufhängung iin „Augustiner". Architekt
Eman. Seidl.

Ob aber wirklich in dieser Beziehung über das
Aluminium schon das letzte Wort gesprochen ist?
Vielleicht daß nran sich seiner doch noch wieder er-
barmt, wenn erst die jetzige neu ausblühende dekora-
tive Aunst dei: unbedingt nothwendigen Schritt unter-
nimmt, von der reformatorischen Luxuskunst zu einer
alle nrodernen pülfsmittel ausnutzenden, aber doch
wirklich künstlerisch schaffenden Allgemeinkunst, die
die größte künstlerische Aufgabe der Zukunst ist. Die
bisherigen Mißerfolge mögen hierbei kein Iinderniß
sein. Auch in vergangenen Jahrhunderten hat man
durchaus nicht immer gleich das Richtige getroffen,
auch damals hat man experimentirt und Lehrgeld
zahlen müssen. Das lehrreichste Beispiel in dieser
Art ist entschieden die Erfindung des Porzellans im
vergangenen Jahrhundert. Das war für Europa
damals ein ähnlich neuer Stoff wie das Aluminium
jetzt, das sich ähnlich zu den Metallen wie dieses
zu den übrigen keramischen Stoffen verhielt. Auch
dort experimentirte man geraume Zeit, wie dies am
deutlichsten die in dieser Beziehung so interessanten,
noch ungehobenen Schätze der Dresdener porzellan-
und Gefäßsammlung zeigen, bis man das logisch

sr
 
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