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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 49.1898-1899

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Paul Friedrich Krell: Geb. den 17. Mai, gest. den 14. März 1899, Ein Nachruf
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https://doi.org/10.11588/diglit.7000#0291

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Paul Friedrich Krell.

zys. St. Bcnnekirche in München. Baldachinbehang, nach Entwurf von £. Romeis auf weißen Seidenbrokat in Gold, Silber
und Seide gestickt im Kloster der Scrvitinncn in München. C1/« d. w. Gr.)

öffentlichte, war stets sowohl nach sachlichem Inhalt
wie nach sprachlicher Form gediegen, wohl erwogen,
und von persönlicher Ueberzeugung getragen.

In den letzten Jahren, als die „Moderne" ihren
Eroberungszug begann, da stand Krell im Vordcr-
treffen. Nicht als ob er den Werken der Alten,
denen er so manches begeisterte Wort gewidmet hatte,
untreu geworden wäre; aber er glaubte mehr im
Geist der alten Meister zu wirken, wenn er an Stelle
oft gedankenlosen sklavischen Nachahmens ein selb-
ständiges schaffen in: Geist unsrer Zeit befürwortete.
Er war ein glühender Verehrer der Pflanzenwelt,
und ihr Studium beschäftigte ihn zeichnerisch — neben
Entwürfen zu Schmucksachen, keramischen Arbeiten,
typographischem Schmuck u. a. — in den letzten
Jahren am meisten; was er an Einzeldarstellungen
des Pflanzenbaues — Verzweigungen, Blattaderungcn,
Knospen, Blüthen, Früchte rc. — hintcrlassen hat,
zeugt von sorgfältigster Beobachtung aller Fein-
heiten, wie sie sich nur in: intimsten Verkehr mit den
Naturvorbildern erschließen.

Es soll hier nicht untersucht werden, ob Krell
den direkten praktischen Nutzen des Pflanzen-
studiums zu hoch oder zu nieder gewerthet hat; jeden-
falls macht es feine Hinneigung zu diesem Studimn
begreiflich, warunr er sich für die modernen Be-
strebungen in der dekorativen Kunst erwärmte, be-
sonders nachdem dieselben auch die uinfasfendere
Ausbeutung der heimischen Pflanzenwelt als Schmuck-
element auf ihre Fahne geschrieben hatte. Bei der
Auskundschaftung der Wege, welche dabei einzu-
schlagen seien, kam es mitunter zu scharfen Aus-
einandersetzungen, die theilweise auch in diesen Blättern
ausgefochten wurden; das Für und Wider soll in-
dessen an dieser Stelle nicht miteinander verglichen
werden. Dagegen muß unumwunden gesagt werden,
daß Krell auch inr heftigsten Kampfe nie von den

Bahnen der Sachlichkeit gewichen ist, daß er sich nie
von außerhalb der Sache liegenden Motiven beein-
flussen ließ.

Nachdem er wegen seines leidenden Zustandes
seine Lehrstelle, die er mit unermüdlichem Pflichteifer

597. St. Bennokirche. Thüre zur Sakristei. Archit. L. Romeis,
Kunstschlosser Al. Birner, München.

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